Quelle
Schreiben der Berliner Delegation des Schriftstellerverbandes
Mit Interesse haben wir die namentlichen Vorschläge für das künftige Präsidium zur Kenntnis genommen, müssen aber betroffen feststellen, daß die von Frauen verfaßte Literatur zwar in der Gesellschaft der DDR eine gleichrangige Rolle spielt, nicht aber auch in dieser so wichtigen Kaderfrage.
Wir akzeptieren alle vorgeschlagenen Kollegen, möchten aber das
Gremium durch ebenso angesehene Schriftstellerinnen ergänzt sehen,
und zwar durch mindestens drei.
Folgende Kolleginnen, mit
denen bisher unseres Wissens nach noch nicht geredet worden ist,
scheinen uns neben anderen als geeignet:
Brigitte Birnbaum
Dr. Renate Drenkow
Gisela
Karau
Wera Küchenmeister
Waltraut Lewin
Rosemarie
Schuder[1]
Gisela Steineckert
Wir meinen, daß in einer politisch so wichtigen Frage eine kurzfristige Änderung des Beschlusses möglich sein muß.
[Es folgen die Namen der 13 Unterzeichner]
Das Anliegen ist berechtigt, soviel ich weiß, hat sich bisher
unter den angeführten jedoch keine Frau gefunden. Im übrigen
stimme ich zu.
Eva
Lippold
Ich halte die Präsenz von Frauen im höchsten Gremium unseres
Verbandes für unerläßlich.
Jo
Schulz
Bewertung: Aufgefordert zu unterschreiben, meine ich, ob drei,
ob nicht auch andere, kann ich nicht beurteilen.
Aber ohne
eine Frau scheint mir, ist das Präsidium nicht auf der Höhe des
Verbandes und seiner
Bestimmung.
Günther
Rücker
Mit Gisela Steineckert ist nicht gesprochen worden,
verwunderlich bis
befremdend!
Monika
Ehrhardt
Die Qualität der Literatur, die bei uns Frauen schreiben, macht
ihre Präsenz im Präsidium
unerläßlich.
Walter
Kaufmann
Namen sind im Augenblick nicht so wesentlich, das Problem
jedoch ist es.
Anneliese
Löffler
Anmerkungen
Quelle: Bundesarchiv Berlin, SAPMO, DY 30/vorl. SED 32707, abgedruckt in Henrik Eberle und Denise Wesenberg, Hrsg., Einverstanden E.H. Parteiinterne Hausmitteilungen, Briefe, Akten und Intrigen aus der Honecker-Zeit. Berlin, 1999, S. 187–89.