Einleitung
Das Wilhelminische Deutschland bietet ein komplexes Bild voller Widersprüche. Der Beginn dieser Ära wird in der Regel mit der Entlassung Otto von Bismarcks im Jahr 1890 datiert, als der neue Kaiser Wilhelm II. beschloss, eine direktere Rolle in der deutschen Staatsführung zu übernehmen. Der Anfang vom Ende begann mit der Katastrophe des Ersten Weltkriegs 1914, und das Wilhelminische Zeitalter Deutschlands endete schließlich mit der Abdankung des Kaisers nach der Kriegsniederlage 1918. Historische Interpretationen dieser Ära der deutschen Geschichte sind nach wie vor oft in heftige Debatten über die Verantwortung Deutschlands für den Ausbruch des Krieges selbst verstrickt – letztlich mit Blick auf den Aufstieg des Nationalsozialismus in der Zwischenkriegszeit. Doch auch in Bereichen fernab der internationalen Politik halten intensive historische Debatten über Kontinuitäten und Brüche, über Tradition und Moderne an, angetrieben durch die Unstimmigkeiten und offenen Widersprüche, die in der wilhelminischen Gesellschaft zu beobachten waren.
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