Kurzbeschreibung
Charlotte-Elisabeth (eigentlich Elisabeth Charlotte, 1652-1722),
besser bekannt in der deutschen Geschichtsschreibung unter ihrem
Spitznamen „Liselotte von der Pfalz“, war die Tochter des Kurfürsten
Karl I. Ludwig von der Pfalz (1617-80). Sie wurde 1671 im Alter von 19
Jahren gezwungen, Philipp I. von Orléans (1640-1701) zu heiraten, den
Bruder des französischen Königs Ludwig XIV. (reg. 1661-1715). Ebenfalls
gegen ihren Willen zog sie an den französischen Hof und verbrachte dort
ein halbes Jahrhundert als kritische Beobachterin. Liselottes Kritik
richtete sich vor allem gegen die von ihr als solche empfundene
übermäßige Opulenz des französischen Adels. „Die Unwürdigkeit der
Prachtentfaltung“ war ein ständiges Thema ihres ausgedehnten
Briefwechsels, der einen ungeschminkten Einblick in den bedeutendsten
Fürstenhof Europas gewährt. Sie hegte ebenso entschiedene Ansichten über
das Verschwinden standesgemäßer Manieren, Moralvorstellungen und Sitten,
wobei sie als Belege dafür Frivolität und neue lockere Kleidungsformen
anführte. Außerdem fand sie harte Worte für die französische Küche und
lehnte generell die französische Lebensweise ab, und blieb stattdessen
ihrer deutschen Erziehung, Sprache und Kultur treu, auf die sie stolz
war.
Nach dem Tod ihres Bruders Karl II. (reg. 1680-85) lieferte
Liselottes formeller Titel – Prinzessin von der Pfalz – Ludwig XIV.
einen Vorwand, Anspruch auf die Pfalz zu erheben. Im Jahr 1688 führte er
seine expansionistischen Pläne bis zur letzten Konsequenz durch und
entsandte französische Truppen in die Pfalz, einen erneuten Krieg mit
dem Heiligen Römischen Reich auslösend: den Pfälzischen Erbfolgekrieg
(oder Orléansschen Krieg), der bis 1697 andauerte. In diesem Konflikt
wurde Liselottes Heimat verwüstet. In seinem Verlauf gelang es Kaiser
Leopold I. (reg. 1658-1705), die weitverbreitete öffentliche Empörung
über die französische Politik der „verbrannten Erde“ (die dazu führte,
dass Heidelberg dem Erdboden gleichgemacht wurde, um nur ein Beispiel zu
nennen) auszunutzen, um eine „Große Allianz“ aus Großbritannien,
Spanien, den Niederlanden und Savoyen zu bilden. Im Frieden von Rijswijk
(1697) zwang die Große Allianz Ludwig XIV., seine Ansprüche auf
Lothringen und die Pfalz aufzugeben, erlaubte ihm jedoch, die frühere
Reichsstadt Straßburg und weitere elsässische „Reunionen“ zu
behalten.
Das hier abgebildete Porträt wurde vom französischen Künstler
François de Troy (1645-1730) gemalt, der nahezu fünf Jahrzehnte in
französischen Hofkreisen tätig war. In mancher Hinsicht war de Troy
Liselottes idealer Porträtist, weil er für seine Fähigkeit bekannt war,
die ständige Beschäftigung des Adels mit Umgangsformen, Status und
Bekleidung festzuhalten. Wie viele von de Troys weiblichen Sujets trägt
Liselotte prachtvolle traditionelle Kleidung – die „große Robe“, die sie
so sehr bevorzugte – und wird in Begleitung eines aufwändig gekleideten
Dieners gezeigt. Im Hintergrund ist ein Teil der königlichen Gärten von
Versailles zu sehen.