Kurzbeschreibung
Der Niederländer Wilhelm III. von Oranien (1650-1702) war der Sohn
Wilhelms II. von Oranien (1626-50) und Mary Stuarts (1631-60), der
ältesten Tochter König Charles I. von England. Er wurde nach Ausbruch
des Holländischen Krieges (1672-78), der den Niederlanden von einer
übermächtigen Koalition unter Führung des französischen Königs Ludwig
XIV. aufgezwungen worden war, zum Statthalter und Generalkapitän der
Republik der Vereinigten Niederlande gewählt. Im ersten Kriegsjahr
erhielt Wilhelm lediglich Unterstützung durch den Kurfürsten Friedrich
Wilhelm von Brandenburg, seinen angeheirateten Onkel, und Kaiser Leopold
I. Trotz eingeschränkter Hilfe führte Wilhelm einen entschlossenen
Verteidigungskampf, der die Generalstaaten vor der Bedrohung der
Einverleibung durch Frankreich rettete. Neben weiteren
Verteidigungsmaßnahmen ließ er auch Deiche einreißen, um den Feind zu
behindern.
Im Jahr 1677, als der Holländische Krieg noch andauerte, heiratete
Wilhelm Mary (1662-94), seine Cousine und die älteste Tochter König
Jakobs II. von England. 1688 schickten sieben führende Whig-Politiker,
die Jakobs katholische und autokratische Politik ablehnten, eine
formelle Einladung an Wilhelm, England zu Hilfe zu kommen. Er willigte
ein. Am 5. November 1688 landete er mit seiner Armee in England. Jakob
versuchte anfangs Widerstand zu leisten, gab jedoch rasch nach und floh
nach Frankreich. Ein Freiparlament (Convention Parliament) wurde im
Januar 1689 einberufen, um über die Zukunft der Regierung zu beraten.
Angesichts der „Abdankung“ Jakobs II. beschloss das Parlament, die
britische Krone an Wilhelm und Mary zu übertragen, die als gemeinsame
Herrscher regieren sollten. Das Parlament stellte allerdings klar, dass
die Annahme des Thrones abhängig war von ihrer Anerkennung der
Declaration of Rights, die, wie sich im Nachhinein herausstellte,
Großbritannien auf den Weg hin zur konstitutionellen Monarchie brachte.
Die Besteigung des englischen, schottischen und irischen Throns durch
Wilhelm und Mary stärkte die europäische Koalition in ihrem Kampf gegen
den Expansionismus Ludwigs XIV.
Dieses allegorische Reiterporträt von Wilhelm III. wurde von dem in
Deutschland geborenen britischen Hofmaler Sir Godfrey Kneller
(1646-1723) angefertigt. Das Gemälde, wahrscheinlich von Wilhelm selbst
in Auftrag gegeben, stellt ihn als Friedensstifter dar und feiert seine
Rückkehr von den Verhandlungen, die zur Unterzeichnung des Friedens von
Rijswijk am 20. September 1697 führten. Das Bild zeigt einen siegreichen
Wilhelm, umgeben von einer Anzahl mythologischer Figuren, darunter
Neptun (ganz links) sowie Ceres und Flora (rechts im Vordergrund).
Astraea, die Personifikation der Gerechtigkeit in der griechischen
Mythologie, schwebt über Wilhelm. Bei ihr sind Merkur und verschiedene
Putti, eine von ihnen hält eine Schriftrolle, auf der „PACATUMQUE REGIT
PATRIIS VIRTUTIBUS ORBEM“ zu lesen ist, ein Zitat aus Vergil, das soviel
bedeutet wie „Und er herrscht über eine befriedete Welt mit den Tugenden
seiner Ahnen.“