Kurzbeschreibung

Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770-1843), der heute als einer der bedeutendsten deutschen Dichter gilt, blieb zu Lebzeiten weitgehend unerkannt. Geplagt von Selbstzweifeln, Unruhe und innerer Zerrissenheit, bewegte sich Hölderlin zwischen den großen deutschen Literaturströmungen seiner Zeit, der Klassik und der Romantik. Er studierte Theologie in Tübingen (1788-93), wo er sowohl Hegel als auch Schelling kennen lernte. Er stand ebenfalls in Kontakt mit Schiller, Herder und Goethe. Hölderlin veröffentlichte zu Lebzeiten nur zwei Werke: den lyrischen Briefroman Hyperion (1797 als Fragment veröffentlicht) und eine Gedichtsammlung von Texten, welche die griechische Antike verherrlichten (1826 veröffentlicht und 1842 neu aufgelegt). Hölderlin litt an einer akuten psychischen Krankheit und zog 1807 in ein kleines Zimmer in einem Turm am Neckarufer in Tübingen, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Bis zum 20. Jahrhundert weitgehend unbekannt, wird er heute als einer der großen Dichter der deutschen Romantik angesehen.

Hölderlin arbeitete mehrere Jahre lang als Privatlehrer für wohlhabende Familien. Das Gedicht „Andenken“ kann als Reflexion über seine Erinnerungen an die Landschaft in Bordeaux, Frankreich, wo er mehrere Monate als Hauslehrer tätig war, verstanden werden. Eine politische Interpretation des Gedichts legt nahe, dass es von Hölderlins Desillusionierung über die Ideale der Französischen Revolution, die er enthusiastisch unterstützt hatte, während der gewaltsamen Herrschaft Napoleons inspiriert wurde. Schließlich kann das Gedicht auch als persönlicher Abschied von seiner ehemaligen Geliebten Susette Gontard interpretiert werden, die 1802 gestorben war.

Friedrich Hölderlin, Andenken (1803)

Quelle

Quelle: Friedrich Hölderlin, Andenken (1803). Erstmals veröffentlicht in: Musenalmanach für das Jahr 1808, hg. v. Leo Freiherr von Seckendorf, Regensburg: Montag und Weiss, 1808, Librivox Sammlung deutscher Gedichte, Bd. 5, gelesen von Rolf Kaiser, katalogisiert 2009, verfügbar über Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:LibriVox_-_H%C3%B6lderlin_Andenken.ogg

Friedrich Hölderlin, Andenken (1803), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-heilige-roemische-reich-1648-1815/ghdi:audio-5042> [05.11.2024].