Kurzbeschreibung
Die „Hausväterliteratur“ erreichte ihren Höhepunkt im späten 17. und
frühen 18. Jahrhundert. Werke aus dieser Gattung gaben Anleitung für die
richtige Handhabung aller Aspekte eines adligen Haushaltes und deckten
eine breite Themenpalette ab, die von Landwirtschaft, Kochen, Viehzucht
über Erziehung, Umgangsformen bis zur Behandlung von Krankheiten
reichte. Einer der produktivsten Autoren dieses Genres war Franz Philipp
Florinus (1649-99), ein protestantischer Theologe, der den
Oeconomus prudens et legalis. Oder
Allgemeine kluge und rechtsverständige Hausvatter verfasste, ein
reich bebildertes Werk, das erstmals 1720 in Nürnberg veröffentlicht
wurde. Der Stich unten erschien in der Ausgabe von 1750. Es zeigt einen
begüterten Bürger, der einer Gruppe Gebrechlicher und Armer ein Geschenk
(Geld oder vielleicht ein Stück Land) vermacht. Wie die Szene nahe legt,
gab der Text von Florinus zusätzlich zu praktischen Ratschlägen für die
Haushaltsführung auch Beispiele für das richtige staatsbürgerliche
Verhalten, worunter die Behandlung anderer mit Gerechtigkeit,
Menschlichkeit und Respekt fielen. Mit der Zunahme der Bevölkerung nach
dem Dreißigjährigen Krieg stieg auch die Zahl der Kranken und
Bedürftigen, die häufig auf die Mildtätigkeit bürgerlicher Personen
angewiesen waren, deren Beweggründe wiederum auf religiös-ethischen
Prinzipien beruhten.