Kurzbeschreibung

Nach Kriegsende erinnert sich die Witwe eines gefallenen Soldaten an den Kriegsausbruch 1914 und ihre Gefühle angesichts des Wunsches ihres Ehemannes, sich freiwillig zu melden.

Die Witwe eines Freiwilligen erinnert sich an die Mobilmachung (Rückblick, 1931)

Quelle

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Wir waren von einem Spaziergang nach Hause gekommen, als die Nachricht uns erreichte, daß der Krieg ausgebrochen war. Mein Mann hatte keine Aussicht, so schnell einberufen zu werden, da er Landsturm 2. Aufgebot war; und ich freute mich, daß ich ihn nicht so schnell hergeben mußte. Wer kann mir dies verdenken, er war mein Liebstes, mein Alles! Eines schönen Tages, acht Tage nach der Kriegserklärung, bat mich mein Mann, daß ich erlauben möchte, daß er sich freiwillig zum Militär melden kann. Ich bat, flehte und bekam einen Weinkrampf, der meinen Mann dermaßen erschütterte, da er mich noch niemals weinen sah, daß er mir versprach, sich nicht freiwillig zu melden. Er machte seinen Dienst weiter. Doch bald merkte ich, daß kein Essen ihm schmeckte, daß nachts der Schlaf ihn floh. Eines Nachts merkte ich, daß er wachte, ich faßte ihn bei der Hand und sagte zu ihm: L., ich erlaube, daß Du Dich freiwillig meldest, ich will stark sein wie andere Frauen. Aber komm‘ wieder nach Hause. Mit einem Jubelruf riß er mich in seine Arme und mir war das Herz so schwer.

Quelle: H. Hurwitz-Stranz, Hg., Kriegerwitwen gestalten ihr Schicksal. Lebenskämpfe deutscher Kriegerwitwen nach eignen Darstellungen. Berlin, 1931, S. 22. Abgedruckt in Bernd Ulrich und Benjamin Ziemann, Frontalltag im Ersten Weltkrieg. Wahn und Wirklichkeit. Berlin, 1995, S. 38.

Die Witwe eines Freiwilligen erinnert sich an die Mobilmachung (Rückblick, 1931), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-wilhelminische-kaiserreich-und-der-erste-weltkrieg-1890-1918/ghdi:document-5486> [26.09.2025].