Kurzbeschreibung

Im Jahr 1941 sah sich das nationalsozialistische Deutschland mit einem zunehmenden Arbeitskräftemangel konfrontiert, da jeder arbeitsfähige Mann zum Militärdienst eingezogen wurde, was die industrielle Produktionskapazität des Reiches gefährdete. Eine mögliche Lösung bestand darin, Frauen einzustellen, um die Beschäftigungslücken zu schließen – eine Strategie, die in anderen Ländern mit großem Erfolg angewandt wurde. In Großbritannien beispielsweise stieg die Zahl der beschäftigten Frauen zwischen 1938 und 1945 von 19,75 auf 27 Prozent. In der Sowjetunion dienten rund 800.000 Frauen in den Streitkräften in den verschiedensten Funktionen. Im Gegensatz zu diesen Ländern war das nationalsozialistische Deutschland anfangs recht zurückhaltend, wenn es darum ging, Frauen für solche Arbeiten zu gewinnen. Die öffentliche Wahrnehmung war nach wie vor wichtig, und so versuchte das Regime, den Anschein zu vermeiden, alleinstehende und kinderlose Frauen in eine Rolle zu zwingen, welche die Nationalsozialisten als männlich betrachteten. Schließlich wurde mit Aufrufen an Frauen wie dem in diesem Auszug widergegebenen versucht, an das Ehr- und Pflichtgefühl zu appellieren, das deutsche Frauen gegenüber der Volksgemeinschaft verspüren sollten. Die Frauen wurden zusätzlich mit Hilfsangeboten wie Kinderbetreuungsprogrammen, Nachbarschaftshilfe, usw. ermutigt, um die Beschäftigung für deutsche Frauen so attraktiv wie möglich zu machen, ohne dass die Nation den Eindruck erweckte, sie sei dringend auf ihre Dienste angewiesen.

Pressepolitischer Arbeitsplan für die Aktion „Frauen helfen siegen“ (19. März 1941)

Quelle

1. Aufgaben und Grundsatze der Aktion

Am 22.3. wird durch eine Rede des Stellvertreters des Führers eine umfassende Aktion „Frauen helfen siegen“ eingeleitet, die den Zweck hat, die freiwillige Meldung aller für den Kriegsarbeitseinsatz infrage kommenden Frauen und Mädchen herbeizuführen. Der Stellvertreter des Führers wird sich in einem Appell an diese Frauen und Mädchen wenden und sie zur freiwilligen Eintragung in Listen auffordern, die von den Ortsgruppen der NSDAP in der Zeit vom Sonntag, den 23.3., bis Sonnabend, den 29.3., einschließlich ausliegen werden. Da die Aktion auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit beruht, hat die Presse einen besonderen Anteil an ihrer Durchführung. Es gilt insbesondere, einen starken Appell an die Ehre zu richten und ihn während der ganzen Einzeichnungswoche in ununterbrochener Steigerung zu unterstreichen. Die geschichtliche Auseinandersetzung, in der wir heute stehen, verlangt den Einsatz aller Volksgenossen. Während der deutsche Mann seinen Dienst an der Front tut, muß die deutsche Frau mit ihrer Arbeitskraft den Platz des Mannes vor allem in der Kriegswirtschaft ausfüllen. Von jeder zur Arbeit geeigneten Frau, deren Gesundheit und Familienpflichten es zulassen wird erwartet, daß sie sich meldet. Besonderer Einsatz in dieser Aktion wird vor allem von der Großstadtpresse und auch von den Blättern mit geistig gehobenem Leserkreis erwartet. Für die pressemäßige Mitwirkung an der Aktion gelten die folgenden Gesichtspunkte, die laufend ergänzt werden.

2. Ankündigung der Aktion

Die Aktion wird voraussichtlich erst durch die Rede des Stellvertreters des Führers öffentlich angekündigt. Nachrichten, die die Gesamtdurchführung der Aktion betreffen und im ganzen Reich Gültigkeit haben, werden nur von der Reichspressestelle der NSDAP ausgegeben.

3. Psychologische Vorbereitung der Aktion

Unabhängig von der erst am Wochenende zu erwartenden offiziellen Bekanntgabe ist ab sofort in geeigneter Weise das Interesse der Zeitungsleser in Wort und Bild auf die Bedeutung der Frauenarbeit im Kriege zu konzentrieren unter besonderer Hervorhebung der seelischen Momente des Gefühls freudig erfüllter Pflicht, das die schaffenden Frauen erfüllt. Auch freundliche Seiten und humorvolle Erlebnisse der schaffenden Frauen sind im Rahmen dieser vorbereitenden Tage ebenso wie während der ganzen Aktion am Platze. Besondere Aufmerksamkeit ist der Gestaltung des Unterhaltungs- und Lokalteils zu widmen, die während der ganzen Aktion ganz besonders heranzuziehen sind.

4. Start der Aktion

Die Rede des Stellvertreters des Führers wird in der Sonntagausgabe als Beginn der großen Aktion in besonders sorgfältiger Aufmachung herauszubringen sein. Der Text des Plakates, das ab Sonntag an allen Anschlagsäulen hängt, geht den Zeitungen so zu, daß er in einem Handsatzkasten wirkungsvoll platziert werden kann. Auf die Gestaltung dieser Sonntagausgabe, deren Einfluß bei dem persönlichen Entschluß ein ganz großer sein wird, ist besondere Sorgfalt zu verwenden. Besonderer Wert ist auf die Wiedergabe schöner Bilder von der Frauenarbeit zu legen, die geeignet sind, Freude an diesem Einsatz anzuregen.

Besonders ist auch mit Werbeschlagzeilen und Werbekästen zu arbeiten, die die ganze Sonntagsausgabe durchziehen und die besonders bei solchen Zeitungen besonders wirkungsvoll sind, die bisher mit solchen graphischen Mitteln nur wenig gearbeitet haben. In größeren Schriftleitungen empfiehlt es sich, mit der Bearbeitung dieses rein propagandistischen Teiles des Presseeinsatzes für die ganze Dauer der Aktion den gleichen Schriftleiter zu betrauen, der für Bearbeitung und Placierung der Schlagzeilen und Kästen in allen Ausgaben zu sorgen hat.

5. Technische Durchführung der Aktion

Für Mitteilungen über etwaige Gauveranstaltungen und Gaubesonderheiten sorgt das Gaupresseamt.

6. Redaktionelle Behandlung des Themas während der Einzeichnungswoche

Nachdem die Sonntagausgabe ganz im Zeichen des ideellen Moments gestanden ist, werden die folgenden Ausgaben – unter Fortdauer des feuilletonistischen Einsatzes und der Schlagzeilwerbung – im Zeichen der Behandlung der praktischen Fragen stehen, die sich für die einzelnen Frauen bei der Übernahme der Arbeitsverpflichtung für ihre häuslichen Verhältnisse ergeben. Insbesondere ist hier der Erleichterungen zu gedenken, die durch Kinderstubenhilfe, Einkaufsdienst für werktätige Frauen, Nähstubenhilfe, Nachbarschaftshilfe usw. geboten sind. Frauen, die für die Übernahme eines Arbeitsplatzes zu alt sind, sind anzuregen, sich für diese Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Die NS-Gaudienste werden Ratschläge der NS-Frauenschaft zur Verfügung stellen, die den Frauen in einfachsten Worten sagen, wie sie ihren Wunsch, sich einzuzeichnen trotz aller scheinbaren Hindernisse doch erfüllen können usw. usw.

An die jungen Mädchen, die sich mit dem vollendeten 16. Lebensjahr einzeichnen können, ist in einer psychologisch geeigneten Art, auch unter Verwendung ansprechender Bilder und Zeichnungen, zu appellieren. Ein wichtiger Teil des redaktionellen Einsatzes während der Aktionswoche ist die lokale Berichterstattung über den Verlauf der Aktion. Bilder und Reportagen von den Einzeichnungsstellen stehen dabei im Vordergrund, irgendwelche Zählungen sind selbstverständlich nicht anzustellen.

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Quelle: Pressepolitischer Arbeitsplan für die Aktion „Frauen helfen siegen“ (19. März 1941), BArch, ZSg 109/19; abgedruckt in Bernd Sösemann (in Zusammenarbeit mit Marius Lange), Propaganda: Medien und Öffentlichkeit in der NS-Diktatur: eine Dokumentation und Edition von Gesetzen, Führerbefehlen und sonstigen Anordnungen sowie propagandistischen Bild- und Textüberlieferungen im kommunikationshistorischen Kontext und in der Wahrnehmung des Publikums, Band 1. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2011, Nr. 602, S. 606-07.

Pressepolitischer Arbeitsplan für die Aktion „Frauen helfen siegen“ (19. März 1941), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/ghdi:document-5167> [06.11.2024].