Kurzbeschreibung
Die SED beschloss die Gründung des Eisenhüttenkombinats Ost auf ihrem
III. Parteitag im July 1950. Diese Entscheidung spiegelt den Wunsch
wider, die Stahlproduktion der DDR zu sichern und die Schwerindustrie
aufzubauen. Während seiner Zeit in der DDR wurde das Stahlwerk
kontinuierlich modernisiert und ausgeweitet und eine ganze Stadt –
Eisenhüttenstadt – wurde komplett neu um das Werk herum aufgebaut. Im
Jahre 1988, 38 Jahre nachdem sie auf einem leeren Stück Land gegründet
worden war, hatte sie eine Bevölkerung von 53.000 Menschen. Im selben
Jahr hatte das Eisenhüttenkombinat Ost 12.000 Beschäftigte.
Der Zusammenbruch der DDR, die Wiedervereinigung, und die folgende
wirtschaftliche Umstrukturierung hatten dramatische Auswirkungen auf die
Wirtschaft der Stadt. Im Mai 1990 wurde das Eisenhüttenkombinat Ost
(abgekürzt EKO) in die EKO Stahl AG umgewandelt. Intensivere Konkurrenz
westdeutscher Stahlhersteller und der Zusammenbruch der osteuropäischen
Märkte führten rasch, über die Umstrukturierung des Werkes hinaus, zu
massivem Stellenabbau: Alleine 1990 fielen 9.300 Arbeitsplätze weg,
wodurch die Belegschaft auf 2.700 Beschäftigte reduziert wurde. Ende
1994 wurde die EKO Stahl AG von der belgischen Cockerill Sambre Stahl
GmbH übernommen. In den folgenden Jahren wurde sie mit der Unterstützung
durch europäische Subventionen modernisiert. 2002 wurde das Stahlwerk
von der Arcelor Gruppe übernommen, die nach einer Fusion 2007 zur
ArceloerMittal wurde. Nun gehört das Werk zu einem der größten
Stahlhersteller der Welt.
Obwohl immer noch Stahl in Eisenhüttenstadt produziert wird, ist die
Arbeitslosenquote hoch, und die Abgelegenheit der Stadt sowie die
ausschließliche Abhängigkeit von der Industrie haben sich als
problematisch erwiesen. 2005 waren annähernd 20 Prozent der Einwohner
arbeitslos. Eine Welle der Abwanderung, besonders von jüngeren Menschen,
hat zwischen 1989 und 2004 einen Bevölkerungsrückgang von etwa einem
Drittel bewirkt. Wie in vielen anderen ostdeutschen Städten führte der
Verlust an Einwohnern zu einem riesigen Bestand leerer Wohnhäuser – im
Juli 2003 betrug die Leerstandsquote etwa 22 Prozent. Die
Gesamtsituation der Stadt hat manche sogar dazu veranlasst, das frühere
DDR-Prunkstück als „Schrott-Gorod“ zu bezeichnen – ein Name gebildet aus
„Schrott“ und dem russischen „gorod“ (Stadt).
Seit 1993 ist das „Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR“ in
der Stadt beheimatet, welches darauf abzielt, die materielle Kultur der
DDR zu erhalten und zu dokumentieren.