Kurzbeschreibung

Es gerät häufig in Vergessenheit, dass das Deutsche Reich nicht weniger als 26 Territorien umfasste, die sich alle ein Minimum an Souveränität erhielten. Somit ist die Bezeichnung als „Reich“ überaus sinnvoll. Nichtsdestotrotz hing der Grad der Unabhängigkeit der einzelnen Staaten innerhalb des Reiches von vielen Faktoren ab, darunter nicht nur geographische Ausdehnung, wie hier dargestellt, sondern auch Bevölkerungszahl, Wirtschaft, politisches System, Verwaltungsstruktur und dynastische Tradition. Preußen war mehr als nur primus inter pares im Staatenbund des Reiches: es stellte 64 Prozent des deutschen Gebietes und 61 Prozent der Gesamtbevölkerung (im Jahre 1890). Einzelne preußische Provinzen waren in vielen Fällen weit größer als ganze andere Bundesstaaten. Doch die Königreiche Bayern, Sachsen und Württemberg, zusammen mit dem Großherzogtum Baden, übten beträchtlichen Einfluss in Reichsangelegenheiten aus und ausgeprägte regionale Identitäten blieben bestehen, selbst als sich in den Jahren nach der Vereinigung allmählich ein gemeinsames Verständnis von „Deutschtum“ verbreitete. Zwischen 1871 und 1890 stieg die Bevölkerungszahl Deutschlands von etwa 41 Millionen auf 49 Millionen; zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte sie bereits 68 Millionen erreicht.

Das Deutsche Reich (1871–1918)

Quelle

Quelle: Basierend auf den Originalkarten in German History in Documents and Images, Band 4 von James Retallack. Original-Kartografie von Cherie Norton/Mapping Solutions. Überarbeitete Kartografie von Gabriel Moss, 2021.