Quelle
„Die Eskimos im Zoologischen Garten zu Berlin“, Magdeburgische Zeitung, Nr. 493, Morgenausgabe vom Donnerstag, 21. Oktober 1880.
[…] Man sehe sich doch die Leutchen nur ein wenig genauer, ein wenig mehr „anthropologisch“ an, und man wird deß sofort inne werden, dass namentlich auf den Mienen der Eskimo-Frauen ein melancholischer Zug haftet. Sie wissen es ganz gut, dass sie ausgestellt werden, preisgegeben den neugierigen, zudringlichen Blicken von Alt und Jung. Wer weiß, was diese Kinder des rauesten Nordens über ihre hochgebildeten europäischen Menschenbrüder denken mögen! […] Und wie „interessant“ dieselben [ausgestellten Menschen] sind, das ist gar nicht zu sagen. Die Nordländer gehen nämlich just so wie wir. Nur dass sie in ihren Seehundskleidern uns ein wenig unbeholfen vorkommen. […] Nun behaupten wir, dass mit der eingehendsten Besichtigung all dieser „interessanten Einzelheiten“ auch von dem sogenannten anthropologischen Standpunkt aus betrachtet, gar nichts gewonnen ist. Weder unsere Bildung noch unsere Kenntnisse sind irgendwie erweitert oder vertieft worden. Wohl aber können wir uns, und sicherlich viele mit uns, eines sehr peinlichen Gefühls gegen diese in neuester Zeit überhand nehmenden „Menschenausstellungen“ nicht erwehren und vollends gegen diese „Menschenausstellungen“ in zoologischen Gärten!“ […]
Quelle: J. K., „Die Eskimos im Zoologischen Garten zu Berlin“, Magdeburgische Zeitung, Nr. 493, Morgenausgabe vom Donnerstag, 21. Oktober 1880; abgedruckt in Hartmut Lutz mit Kathrin Grollmuß und Greifswalder Studierenden, Hrsg., Abraham Ulrikab im Zoo. Tagebuch eines Inuk 1880/1881. Wesel: VdL Verlag, 2007, S. 60.