Quelle
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. 1991/3264.
Antonie Volkmar (1827–1903) war eine deutsch-jüdische Malerin aus Berlin zu einer Zeit, in der Kunst eine rein männliche Bastion war. Sie studierte in Berlin und Paris und war später auch in Rom als Malerin tätig. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Volkmar ihren Schaffenshöhepunkt erreichte, waren Porträts und Genreszenen aus dem Alltag die einzig akzeptablen Ausdrucksformen für Malerinnen. Dieses Gemälde von Deutschen, die in die Neue Welt aufbrachen, fällt demnach in letztere Kategorie. Emigration als Thema erlaubte es Volkmar, Emotionen zu erkunden und darzustellen, was weiblichen Kunstschaffenden vorbehalten war. Gleichzeitig war die Auswanderung aber auch mit schwerwiegenden politischen und geschichtlichen Fragen behaftet, ein Aspekt, den die Malerin durch das große Ausmaß des Gemäldes (über 1 m x 2 m) zum Ausdruck bringt. Die Wahl ihres Mediums— Ölmalerei statt Aquarell oder Pastell—weist zudem auf Volkmars Absicht hin, ein andauerndes Werk zu schaffen. Obgleich die Komposition von einem jungen Mann in weißer Kleidung dominiert wird, der stehend mit seiner Mütze als Geste des Abschieds zurück zum Ufer winkt, zeigt das Gemälde doch die Altersspanne der Aussiedler, von einem Neugeborenen bis hin zu einem älteren Mann. Die beherrschende Stimmung der Emigranten, die auf einer Barke zu einem Schiff mit gehisster amerikanischer Flagge gerudert werden, ist Traurigkeit. Diese zeigt sich im Ehemann, der die junge Mutter tröstet, und im Ausdruck der Kinder, die versonnen vom Boot aus ins Wasser starren. Der direkte Blickkontakt zwischen dem starken Ruderer und dem (vermeintlich deutschen) Publikum schafft zusätzlich eine mehrdeutige Dimension.
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. 1991/3264.
© Deutsches Historisches Museum, Berlin