Kurzbeschreibung

Das Genrebild von Berthold Woltze (1829–1896) zeigt dem Betrachter  eine kleine Familiengruppe, die aus einer jungen Frau und zwei älteren Erwachsenen besteht – vermutlich ihre Eltern oder gar Großeltern. Die drei sind ländlich gekleidet und um einen bescheidenen Holztisch versammelt. Ihre lebhaften Gesichter sind ganz auf einen Brief fixiert, der von einem nach Amerika ausgewanderten Verwandten oder engen Vertrauten geschickt wurde. Die Zahl der deutschen Immigranten in den USA stieg im 19. Jahrhundert dramatisch an. Die daheim gebliebenden Freunde und Familienmitglieder erwarteten sehnsüchtig Briefe der Ausgewanderten, die sich in Amerika niedergelassen und vielleicht sogar dort ihr Glück gefunden hatten. In vielen Fällen führten diese Sendungen auch zu „Kettenmigrationen.“ Tatsächlich scheint es, als ob der in dieser Szene gezeigte Brief geschrieben wurde, um weitere Migranten  zu werben. Obwohl der Text (auf der den Betrachtenden zugewandten Seite) nur schwer zu entziffern ist, schließt der Brief deutlich mit den Zeilen „...de ich soviel Geld haben, dass ihr auch kommen könnt. Es grüßt euch euer Johannes.“

Berthold Woltze, Ein Brief aus Amerika (ca. 1860)

Quelle

Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. 1987/344

© Deutsches Historisches Museum, Berlin

Berthold Woltze, Ein Brief aus Amerika (ca. 1860), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/vom-vormaerz-bis-zur-preussischen-vorherrschaft-1815-1866/ghdi:image-5024> [04.11.2024].