Kurzbeschreibung
Theodor Adorno, Jürgen Habermas und der seit 1965 in Berkeley lehrende Herbert Marcuse, die Hauptvertreter der von Max Horkheimer am Frankfurter Institut für Sozialforschung begründeten neo-marxistischen Kritischen Theorie, die auch als Frankfurter Schule bekannt wurde, galten als intellektuelle Väter der außerparlamentarischen Opposition. Allerdings störten sich die auf Aktion drängenden Studenten zunehmend an der Diskrepanz zwischen Kritischer Theorie und moderater Praxis, insbesondere nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967. Am 31. Januar 1969 versuchten 75 Studenten unter Führung des Adorno-Doktoranden Hans-Jürgen Krahl in das Institut für Sozialforschung einzudringen, woraufhin die Professoren Adorno und Ludwig von Friedeburg die Polizei riefen. Für die Studentenbewegung diskreditierten sich Vertreter der Kritischen Theorie damit in ihrem Handeln als unglaubwürdig, und während Adornos Vorlesungen wurden Flugblätter verteilt, die behaupteten, „Adorno als Institution ist tot“.
Hier ist Adorno mit dem Schriftsteller Heinrich Böll (1917–1985) zu sehen, der im Sommersemester 1964 als Gastdozent die Poetik-Vorlesung an der Frankfurter Universität hielt. Böll zählt zu den wichtigsten deutschen Schriftstellern der Nachkriegszeit, dessen Werke inzwischen zur Pflichtlektüre für den Deutschunterricht geworden sind. Er übte scharfe Kritik am deutschen Katholizismus, beschäftigte sich mit dem Nationalsozialismus und der Vergangenheitsbewältigung der Deutschen sowie dem Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft. 1972 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. In den 1980er Jahren engagierte er sich zudem in der Friedensbewegung.