Kurzbeschreibung
Der Gesellschaftstheoretiker Theodor W. Adorno (1903–1969) hielt
seinen Vortrag „Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit?“ am 9.
November 1959 auf einer vom Koordinierungsrat für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit veranstalteten Tagung für Pädagogen in Wiesbaden. Zu
dieser Zeit gab es in Westdeutschland eine Welle antisemitischer
Angriffe auf Synagogen und jüdische Gemeindeeinrichtungen. In seinem
Vortrag reflektierte Adorno über die Bedeutung der
„Vergangenheitsbewältigung“ im Nachkriegsdeutschland und mahnte, dass
die NS-Verbrechen nur dann „aufgearbeitet“ werden könnten, wenn die
Ursachen, die zum Aufstieg des Dritten Reiches und zum Holocaust
führten, beseitigt würden. Adorno beeinflusste maßgeblich die
westdeutsche Studentenbewegung, die ebenfalls eine offensivere und
ehrlichere Auseinandersetzung mit der deutschen NS-Vergangenheit
forderte. Das Foto zeigt Adorno bei einer Vorlesung an der
Goethe-Universität in Frankfurt am Main im Jahr 1963.