Kurzbeschreibung
Der Sohn Maria Theresias (reg. 1740-80), der römisch-deutsche Kaiser
Joseph II. (reg. 1765-90), war einer der Hauptvertreter des
„aufgeklärten Absolutismus“. Er zeichnete verantwortlich für unzählige
bedeutende Reformen, darunter die Abschaffung der rechtlich festgelegten
Leibeigenschaft (1781) und den Erlass eines Toleranz-Patents für die
Juden (1782). Seine Reformbemühungen – teils motiviert durch
machtpolitische Ziele, teils durch Prinzipien der Aufklärung –
konzentrierten sich auf eine Vielzahl von Bereichen wie Verwaltung,
Sozialpolitik, Landwirtschaft und das Justizwesen, in dem 1777 die
Folter als gerichtliches Instrument abgeschafft wurde. Im Gegensatz zu
seiner Mutter verfolgte Joseph den Reformkurs ungestüm und machte sich
mit seiner zentralistischen und antiständischen Politik etablierte
Kreise wie Adel und Geistlichkeit zu Gegnern. Widerstand seitens dieser
Gruppen zwang ihn gegen Ende seiner Regierungszeit, einige
Reformvorhaben aufzugeben; andere Reformen wurden nach seinem Tod
zurückgenommen. In der Außenpolitik bemühte er sich anfänglich um eine
Aussöhnung mit Friedrich II. („dem Großen“) von Preußen (reg. 1740-86),
mit dem er 1772 bei der 1. Polnischen Teilung zusammenarbeitete. Seine
Mutter betrachtete diese Kooperation mit zwiespältigen Gefühlen. Nachdem
Friedrich II. schließlich Josephs Versuch vereitelte, Bayern Österreich
einzuverleiben, rangen die beiden Herrscher erneut miteinander im darauf
folgenden Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79). Der Preis für Josephs
Bündnis mit Russland war die österreichische Beteiligung an einem Krieg
gegen das Osmanische Reich; dieser Krieg ereignete sich gegen Ende
seiner Regierungszeit und brachte Österreich in eine äußerst prekäre
Lage. Die Abbildung zeigt Joseph neben einer Skulptur Minervas
(griechisch: Athene), der Göttin der Weisheit.