Kurzbeschreibung

Das Textilgewerbe spielte über das gesamte 17. und 18. Jahrhundert hinweg eine bedeutende wirtschaftliche Rolle in den deutschen Territorien, ungeachtet der Tatsache, dass die deutschen Tuchmacher Marktanteile an ihre französischen und britischen Konkurrenten verloren. Wolle, Flachs (Leinen) und Seide für den Luxusgüterhandel waren die in deutschen Territorien vorwiegend hergestellten Stoffe. Wie diese Abbildung zeigt, bauten die deutschen Tuchmacher an der Wende zum 18. Jahrhundert noch immer auf handwerkliche Fertigung. Dies blieb bis weit in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts der Fall. Im Jahr 1784, Jahrzehnte nachdem die weltweit erste Baumwollspinnerei in England ihren Betrieb aufgenommen hatte, wurde bei Düsseldorf die erste deutsche Textilfabrik errichtet.

Dieser Kupferstich von Johann Christoph Weigel (nach 1654-1726) wurde in seinem Werk Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände (Regensburg, 1698) veröffentlicht. Es enthielt Verse von Abraham a Sancta Clara (1644-1709), einem Augustinermönch, der für seine derben, humorvollen Predigten sowie seine zahlreichen Schriften und Traktate zu moralischen und religiösen Themen berühmt wurde. Die Verse unter dem Kupferstich betonen die Vorzüge eigener Arbeit und derer, die sie ausführten.

Der Tuchmacher
Ein Armer nützet offt, da, wo mannichs gehofft,
Blick niemand mit Verachtung an,
Weil Gottes Hand leicht heben kann,
den Niedrigen zu Ehren-Orden.
Die Wolle ligt offt unterm Fuß,
die man hernach theur zahlen muß,
wann sie ein feines Tuch ist worden.

Der Tuchmacher (1698)

  • Christoph Weigel

Quelle

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