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Quelle: bpk-Bildagentur, Bildnummer 40009244. Für Rechteanfragen kontaktieren Sie bitte die bpk-Bildagentur: kontakt@bpk-bildagentur.de oder Art Resource: requests@artres.com (für Nordamerika).
Der Ehrgeiz absolutistischer Herrscher des Barockzeitalters kam nicht nur in Profanbauten zum Ausdruck, sondern auch in der Sakralarchitektur, in der religiöse Themen auf komplexe Weise mit weltlichen Botschaften vermischt wurden. Die während der Regierungszeit des Habsburgerkaisers Karls VI. (reg. 1711-1740) erbaute Karlskirche in Wien war mit den Worten des Bauhistorikers S. Träger eine „Staatsangelegenheit“, zu der alle habsburgischen Lande ihren finanziellen Beitrag leisten mussten. Die Kirche wurde vom österreichischen Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) entworfen, dessen eigene Triumphe und Geschicke eng mit denen des aufstrebenden Habsburgerreichs verknüpft waren und dessen einzigartiger Baustil – eine Synthese italienischer Einflüsse des Hochbarock, zeitgenössischer Spätbarockelemente und der Frühklassik – den österreichischen Geschmack jahrzehntelang prägte. Die Kirche verdankt ihr Entstehen einem von Kaiser Karl VI. während der Pestepidemie 1713 abgelegten Gelübde. Als die Seuche die Stadt heimsuchte, gelobte er, eine dem heiligen Karl Borromäus, dem Schutzpatron der Pestkranken, geweihte Kirche errichten zu lassen, sobald die Epidemie vorüber war. Er löste sein Versprechen ein und die Arbeiten an der Kirche begannen 1716. Die Karlskirche vereint eine Vielfalt stilistischer und ikonographischer Bezüge, die sorgfältig ausgewählt wurden, um das Prestige Karls VI. und des Habsburgerreichs insgesamt zu steigern. Der Kirchenportikus beispielsweise erinnert an das römische Pantheon und stellt somit Wien als das neue Rom vor, als Hauptstadt eines weitläufigen und mächtigen Reiches. Die beiden spiralförmigen Kolossalsäulen, die den Säulenvorbau flankieren, verweisen auf den Tempel Salomos im Alten Testament und präsentieren so Karl VI. als Friedenskaiser. Gleichzeitig heben sie außerdem auf die Säulen des Herakles (Herkules) an der Straße von Gibraltar ab und symbolisieren dadurch den (erfolglosen) Anspruch des Kaisers auf den spanischen Thron. Das Elend der Pest wird auf den Giebelreliefs des Portikus dargestellt, während Szenen aus dem Leben des Hl. Karl Borromäus die beiden Säulen schmücken. Kupferstich von Hieronymus Sperling (1695-1777), 1720.
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