Kurzbeschreibung

Clara Zetkin (1857-1933) war eine führende Vertreterin der Sozialdemokraten und eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen im Deutschen Reich. Sie arbeitete mit daran, den Internationalen Frauentag zu etablieren und gründete zusammen mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg den Spartakusbund. Das hier gezeigte Flugblatt unter dem Titel „Frauenwahlrecht!“ war in der Zeitschrift „Gleichheit“ zum dritten sozialdemokratischen Frauentag am 2. März 1913 erschienen. Zetkin war der festen Überzeugung, dass die „Frauenfrage“ nur in Verbindung mit der „Arbeiterfrage“ gelöst werden könne. Ihrer Ansicht nach war der Kapitalismus der gemeinsame Feind von Männern und Frauen. Sie berief sich auf die Ideale der Französischen Revolution und forderte, dass Geschlecht nicht länger eine Schranke vor Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit sein dürfe.
 

Frauenwahlrecht! (2. März 1913)

Quelle

Der Text des Gedichts lautet:

Jener Tag
An jenem Tag wird unter Himmelslüften
Ein fröhlich Spossen auf der Erde sein,
Und Weizdornblüten stehn in süßen Düften.
Und jede Schwelle wird von Ölbaumzweigen
Umkränzt sein, wie zum Schutz furs holde Haus,
Wo Liebe segnen wird des Lebens Reigen.
Und jede Mutter darf ihr Kindchen säugen
In Fried’ und Fröhlichkeit, und gibt die Kraft
Des roten Mutterblutes ihm zu eigen;
Sie wird dem starken Jungling, der das Leben
Ihr dankt, mit reinem, unverdorbnem Sinn
Ein undurchdringlich Panzerhember weben
Mit Worten, die die Lippen einst mit Beben
In Tagen wiederholen, wo man stirbt,
Wo Mutteraug’ und –antlitz vor uns treten.
Und keine Frau muß sich mehr zwingen
Durch das Gesetz mühsel’ger Frauarbeit,
Das Haus, der Kinder Wiege zu verlassen.
Zur Göttin reinen Tempels auserkoren,
Führt frei zum Licht den Helden sie entpor,
Aus ihrem Fleisch und ihrem Geist geboren.
Und Brüder sind sie alle dann im Herzen
Durch diese Religion vom Mutterschoß,
Der sie für Sonn’ und Sturm erschuf mit Schmerzen;
Im Traum, beim Schaffen und beim Ernten, Brüder,
Im Namen jener, die in aller Welt,
In jeder Sprache, jetzt und immer wieder
Mit gleichem zärtlich, liebevollen Ton
Und frommem Blick, das Herz von Tränen schwer,
Verzeihend, liebend flüstert: O, mein Sohn! . . . – Ada Neart

Quelle: © Deutsches Historisches Museum

DHM

Frauenwahlrecht! (2. März 1913), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-wilhelminische-kaiserreich-und-der-erste-weltkrieg-1890-1918/ghdi:image-1648> [26.09.2025].