Quelle
Der Text des Gedichts lautet: Jener Tag
An jenem Tag wird unter Himmelslüften
Ein
fröhlich Spossen auf der Erde sein,
Und Weizdornblüten stehn in
süßen Düften.
Und jede Schwelle wird von
Ölbaumzweigen
Umkränzt sein, wie zum Schutz furs holde
Haus,
Wo Liebe segnen wird des Lebens Reigen.
Und jede Mutter
darf ihr Kindchen säugen
In Fried’ und Fröhlichkeit, und gibt die
Kraft
Des roten Mutterblutes ihm zu eigen;
Sie wird dem
starken Jungling, der das Leben
Ihr dankt, mit reinem, unverdorbnem
Sinn
Ein undurchdringlich Panzerhember weben
Mit Worten, die
die Lippen einst mit Beben
In Tagen wiederholen, wo man
stirbt,
Wo Mutteraug’ und –antlitz vor uns treten.
Und keine
Frau muß sich mehr zwingen
Durch das Gesetz mühsel’ger
Frauarbeit,
Das Haus, der Kinder Wiege zu verlassen.
Zur
Göttin reinen Tempels auserkoren,
Führt frei zum Licht den Helden
sie entpor,
Aus ihrem Fleisch und ihrem Geist geboren.
Und
Brüder sind sie alle dann im Herzen
Durch diese Religion vom
Mutterschoß,
Der sie für Sonn’ und Sturm erschuf mit
Schmerzen;
Im Traum, beim Schaffen und beim Ernten, Brüder,
Im
Namen jener, die in aller Welt,
In jeder Sprache, jetzt und immer
wieder
Mit gleichem zärtlich, liebevollen Ton
Und frommem
Blick, das Herz von Tränen schwer,
Verzeihend, liebend flüstert: O,
mein Sohn! . . . – Ada Neart
Quelle: © Deutsches Historisches Museum