Quelle
Unsere Mädels in der Kriegszeit Herrscht in Arbeitskräften Dalles Schau, da lenkt die Kleine trutzig Können Mädels auch rasieren? Selbst im Winter zu dem Schippen, Alles glückt, was sie beginnen! Auch der Krätke* kann sich freuen Und wer konnte jemals denken, Auch das „Schließen und das Wachen“ Fensterputzmamsells in Rotten! Und ein Zweifler will noch hören: M. Brinkmann *Reinhold Krätke war Staatssekretär des Reichspostamtes (Hg.)
Unsre Mädel machen
alles!
Eijaja!
Wo es was zu tun und rühren
Gibt - dies
will ich illustrieren—
Sind sie da!
Ihren „Bolle“, keck und
putzig:
„Schimmel zieh!“
Klingelinge,
pitschepatsche
Schwingt sie ihre
Peitschenklatsche:
„Hottehüh!“
Ei, das sollt ihr mal
probieren!
Nehmet Platz!
Und nun geht es
hoppelpoppel,
Von der Wange fliegt die
Stoppel:
Kritzekratz!
Na—wer könnte daran
tippen!—
Kommen sie!
Liegt der Schnee auch noch so
dicke,
Schaufel, Besen, Spaten, Picke
Schwingt Marie.
Auch als
Bahnsteigschaffnerinnen
Geht's partout!
Ohne Fluchen und
Gerase
Schneppt die Tür von deiner Nase
Schnippisch zu.
Über seine hübschen,
neuen
Postillions!
Gelder, Briefe, Warenproben
Gibt sie
ab bei Müllers oben
Und bei Cohns!
Daß sie auch die Körbe
schwenken
Kohlenschwer!
„Mutter, hast du schon
vernommen?
Fräulein ist mit Koks gekommen!
Kasse—her!“
Heitza! Sind der Frauen
Sachen!
Merkste was?
Willst du nächtlich
randalieren?
Hei, wie sie dich arretieren!
Ohne Spaß!
Man erkennt sie schon am
flotten
Schritt und Gang.
Schaut! In kurzen, prallen
Höschen
Putzen Minna, Agnes, Röschen
Alles blank!
„ob ein Mädel Schornstein
kehren
können mag?“
Gerne folgt sie deinem Winke
Und sie
steigt mit schwarzer Schminke
Dir aufs Dach!
Quelle: Wachtfeuer. Künstlerblätter zum Krieg 1914/15. Heft 58 (1915) UB Heidelberg, https://doi.org/10.11588/diglit.30347#0587