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Quelle: Foto: Stephan Wuthe
Jazz und Swing waren in Deutschland in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts sehr beliebt. In der Weimarer Zeit, als amerikanische Waren und Kultur im Rahmen des Dawes-Plans nach Deutschland strömten, entwickelten viele Deutsche – vor allem die jüngere Generation – eine Vorliebe für Jazz. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, erklärten sie Jazz und Swing für „entartete“ Kunstformen. Das NS-Regime brachte sie mit der afroamerikanischen Kultur der Vereinigten Staaten und einem „jüdischen Laster“ in Verbindung. Diese Behauptungen hielten junge Deutsche jedoch nicht davon ab, ihre Lieblingsmusik zu hören, wie auf diesem Bild zu sehen ist.
Für Historiker/innen stellt sich die Frage, ob das Hören von Jazzmusik an sich eine Form des Widerstands darstellt. Denn man konnte Jazz hören, einen Swing-Club besuchen und gleichzeitig das rassistische Projekt der Schaffung einer Volksgemeinschaft unterstützen. Im Laufe der Zeit wurden einige Jazzclubs tatsächlich politisch. Die Swingjugend ist ein gutes Beispiel dafür. Viele Jugendliche in der Swingjugend weigerten sich, der Hitlerjugend beizutreten, und entwickelten ein Kommunikationsnetz mit der Weißen Rose, einer aktiven Widerstandsgruppe an der Universität München. Doch inwieweit war diese Gruppe eher eine Ausnahme als die Regel: spiegelte das nonkonformistische Verhalten tatsächlich gleichzeitig den Widerstand gegen das NS-Regime und seine rassistische Weltanschauung wider?
Quelle: Foto: Stephan Wuthe