Kurzbeschreibung
Die Sturmabteilung (SA) hatte beim Aufbau der Hitlerdiktatur eine
zentrale Rolle gespielt. Als paramilitärischer Arm der NSDAP war sie mit
brutalsten Mitteln gegen Regimegegner und -kritiker vorgegangen und
hatte die politische Gleichschaltung des Landes durch Gewalt von unten
gesteuert. Doch im Sommer 1933 verfolgte Hitler einen Kurswechsel. Er
erklärte die nationalsozialistische Revolution für beendet und erstrebte
die Stabilisierung der NS-Diktatur durch die Normalisierung der
Verhältnisse mit traditionellen Machtinstanzen in Staat, Wirtschaft und
Militär. Die SA hatte somit ihre Hauptrolle der Agitation und
Gewaltausübung verloren, ohne eine neue erteilt zu bekommen. Stabschef
Ernst Röhm und andere SA-Führer riefen zunehmend nach einer „zweiten
Revolution“, kritisierten die Partei- und Militärführung und hofften,
dass die SA als nationale Bürgerwehr eventuell sogar die Armee ersetzen
würde. Die Organisation, die im Frühjahr 1934 mehr als 4 Millionen
Mitglieder hatte, würde sich nicht freiwillig unterordnen.
Angesichts eskalierender SA-Straßengewalt drohte Hindenburg am 21.
Juni 1934, den Ausnahmezustand zu verhängen und die Staatsgewalt der
Armee zu übergeben, sollte Hitler nicht die Kontrolle über die SA
gewinnen. Daraufhin veranlasste dieser die Vorbereitungen zur so
genannten „Aktion Kolibri“ durch SS (Schutzstaffel), SD
(Sicherheitsdienst) und Gestapo (Geheime Staatspolizei). Vom 30. Juni
zum 2. Juli 1934 wurde die SA-Führung durch Massenverhaftungen und
Erschießungen gewaltsam zerschlagen. In einer Paralleloperation
entledigte sich das NS-Regime auch anderer politischer Gegner, wie zum
Beispiel Edgar J. Jung und Herbert von Bose, beide Mitarbeiter des
Vizekanzlers von Papen, sowie des ehemaligen Reichskanzlers Kurt von
Schleicher und dessen Frau. Hitler war persönlich bei der Verhaftung
Röhms und anderer SA-Führer in dem im Foto gezeigten Hotel Hanselbauer
im bayrischen Bad Wiessee anwesend. Röhm wurde am 1. Juli 1934
erschossen. Foto von Ostermann.