Kurzbeschreibung

Konservativen Schätzungen zufolge belief sich die Zahl der im Zweiten Weltkrieg getöteten deutschen Zivilisten auf etwa 500.000. An der Heimatfront starben besonders in der letzten Kriegsphase während der täglichen Luftangriffe viele Deutsche, die sich zudem oft zwischen dem Rückzug der Wehrmacht und dem Vorstoß der Alliierten befanden. Allein in der Schlacht um Berlin sollen im Frühjahr 1945 über 20.000 Zivilisten umgekommen sein. Wie Kriegstagebücher und Nachkriegsberichte gezeigt haben, gewöhnten sich die Deutschen nie an die ständige Todesgefahr und die Zerstörung, die sie umgaben. Dieses Foto aus dem Jahr 1945, das in der Nähe des Berliner S-Bahnhofs Nollendorfplatz aufgenommen wurde, zeigt, was die Historikerin Monica Black als „Notgräber“ bezeichnet. Die Deutschen klammerten sich an die christliche Bestattungstradition, obwohl Rohstoffknappheit und weitreichende Kriegszerstörungen es unmöglich machten, Särge zu finden oder herzustellen. Diese „Notgräber“ wurden für Familie und Freunde, aber auch für Fremde geschaffen, deren Leichen von anderen entdeckt wurden. Die christliche Bestattung half deutschen Zivilisten, mit dem Tod umzugehen, der im letzten Kriegsjahr den Alltag bestimmte. Individuelle christliche Bestattungen eines deutschen Mitbürgers an der Heimatfront standen im krassen Gegensatz zu den anonymen Massenbestattungsgruben, die den nationalsozialistischen Völkermord an der Ostfront kennzeichneten.

Notgräber unter zerstörten Bahnschienen in Berlin (1945)

Quelle

Quelle: Schwarz-weiß Foto, 1945. Unbekannter Fotograf. F_Rep_290_0197260. Landesarchiv Berlin, Fotosammlung.

© Landesarchiv Berlin

Notgräber unter zerstörten Bahnschienen in Berlin (1945), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/ghdi:image-5166> [04.11.2024].