Kurzbeschreibung

Wissenschaft und Architektur, so die Parteiideologen, sollten den Interessen des Staates dienen und eine Verschmelzung von deutschem Einfallsreichtum und „Geist“ darstellen. Gleichzeitig musste das Regime die von der offiziellen Propaganda geweckten Erwartungen der Öffentlichkeit an einen besseren Lebensstandard befriedigen. Ein perfektes Beispiel für diese Sichtweise war der Bau des Volkswagenwerks im Jahr 1938, das als der „deutsche River Rouge“ (das Ford-Werk in Dearborn, Michigan, USA) bekannt wurde. Das im heutigen Wolfsburg errichtete Werk sollte ursprünglich das Herzstück einer geplanten Gemeinschaft bilden, die „Stadt des KdF-Wagens“ genannt wurde, ein Ort, der die Werte und die Ästhetik der Volksgemeinschaft verkörpern sollte. Das Werk sollte den „KdF-Wagen“ produzieren: ein erschwingliches, kleines Familienfahrzeug, das jedem deutschen Haushalt zur Verfügung gestellt werden sollte – das jedoch während des „Dritten Reichs“ nie für den heimischen Markt produziert wurde.

Die Gestaltung des Werks spiegelt die angestrebte Ästhetik der nationalsozialistischen Architektur wider, die sich vor allem in der schieren Größe des Werks und den überdimensionalen, festungsartigen Türmen zeigt, die auf die eigenen Ambitionen des Regimes hinweisen, sowie in den ornamentfreien, modernen Fassaden. Das gesamte Gelände war durch seine Planmäßigkeit gekennzeichnet: vom Einfluss des amerikanischen Modells der technischen Rationalität in der Produktionsgestaltung bis hin zur organisierten Struktur der Lebensräume der Stadt, welche die Zugehörigkeit zu einer „natürlichen Rassengemeinschaft“ betonte. Das Werk war auch während des Krieges in Betrieb, produzierte aber keine Volkswagen für deutsche Bürger, sondern Militärfahrzeuge. Es wird auch heute noch genutzt und einige Teile stehen als Industriedenkmäler unter Denkmalschutz.

Volkswagenwerk (1939)

Quelle

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Automuseum Volkswagen.