Kurzbeschreibung
„Springt immer rein! Was kann euch schon passieren,
Ihr
schwarzen Böcke aus dem braunen Haus!
Man wird euch schmerzlos
rehabilitieren.
Als weiße Lämmer kommt ihr unten raus.
Wir
wissen schon: Ihr seid es nie gewesen!
(Die andern sind ja immer
schuld daran – –)
Wie schnell zum Guten wandeln sich die
Bösen,
Man schwarz auf weiß im Bild hier sehen kann.“
J.
Menter
Die Karikatur setzt sich ironisch-kritisch mit den problematischen
Ergebnissen der Entnazifizierung auseinander. Auf ihr ist zu sehen, wie
durch den „Entnazifikator“ in Bayern (an den bayerischen Landesfarben
links zu erkennen) unter der Aufsicht eines alliierten
Besatzungsoffiziers (rechts oben, mit langer Liste in der Hand)
„schwarze Böcke aus dem Braunen Haus“ (der NSDAP-Zentrale in München) zu
weißen Unschuldslämmern, jetzt mit dem christlichen Kreuz um den Hals
und Blumen in der Hand, gemacht werden. Die Inschrift auf der Maschine
schreibt Heinrich Schmitt, dem bayerischen Sonderminister für politische
Befreiung, der gegenüber der amerikanischen Militärregierung für die
Umsetzung der Entnazifizierung verantwortlich war, das Patent des
„Entnazifikators“ zu. Unter den Augen eines offenbar politisch
unbelasteten Publikums ziehen die Unschuldslämmer an der bayerischen
Regierung und einem Kirchenvertreter (Bildmitte, auf der Kanzel) vorbei.
Das Spruchband links „Über einen reuigen Sünder ist mehr Freude als über
zehn Gerechte“ nimmt ironisch Bezug auf die Bibelstelle Lukas, 15:7.
Karikatur aus dem Simplizissimus
(1946) von Max Radler (1904 -1974).