Kurzbeschreibung
Einer Übereinkunft der Ministerpräsidenten der Westzonen-Länder
folgend, wurde Bonn am 13. August 1948 als Tagungsort des
Parlamentarischen Rates festgelegt. Für Konrad Adenauer, den Präsidenten
des Rates, war diese Entscheidung äußerst praktisch, da sich sein
Privathaus in Rhöndorf bei Bonn befand; daher hielt sich hartnäckig das
Gerücht, Adenauer habe persönlich die Auswahl Bonns betrieben. Festlich
eröffnet wurde der Parlamentarische Rat am 1. September 1948 im Lichthof
des Zoologischen Museums König in Bonn. Der Rat bestand aus 65 von den
Länderparlamenten gewählten, stimmberechtigten Abgeordneten; Berlins
Westsektoren wurden durch fünf Abgeordnete vertreten, die lediglich
beratende Funktion hatten. Nachdem das Grundgesetz angenommen worden
war, machte der Parlamentarische Rat am 10. Mai 1949 Bonn mit einer
knappen Mehrheit von vier Stimmen – 33 zu 29 Stimmen – zum „vorläufigen
Sitz der Bundesorgane“, wobei der unterlegene Alternativvorschlag
Frankfurt am Main war. In der Wahl der Provinzstadt Bonn kam, wie auch
in der Bezeichnung „Grundgesetz“ (und nicht Verfassung) der Charakter
des neu gegründeten Weststaates als Provisorium zum Ausdruck.
Folgerichtig bekam Bonn mit seiner demonstrativ zurückhaltenden
Architektur öffentlicher Bauten eher den Charakter eines
technisch-bürokratischen Regierungszentrums, denn einer wirklichen
Hauptstadt.