Quelle
Wer denkt nicht mit Unbehagen an die sprichwörtlichen «Junggesellenbuden», unfreundliche möblierte Zimmer mit zusammengestoppelten Möbeln aus drei Generationen und einer Wirtin als Draufgabe, die hinter jedem Gast demonstrativ den Fußboden poliert. Wer das einmal genoß, wird die jungen Männer und Mädchen besonders beneiden, die in diesem Jahr in eine modern möblierte Kleinstwohnung in Stalinstadt einziehen werden.
Im Dachgeschoß neuer Wohnblöcke werden 80 Wohnungen für Ledige ausgebaut. Zu der kleinen Wohnung gehören neben dem 16,5 Quadratmeter großen Wohnzimmer und der 4,83 Quadratmeter großen Schlafnische eine winzig kleine Einbauküche und ein Bad. Jeder Raum ist vom Korridor aus zu erreichen.
Die Fensterpartie des Wohnzimmers mit dem vorgeschobenen Einbauschrank macht den Raum recht heimisch. Das Bett nebst Nachttisch ist in einer Nische eingebaut, die durch einen dekorativen Vorhang vom eigentlichen Wohnraum abgetrennt ist. Zur Wohnung gehören außer den Einbaumöbeln zwei Sessel, der Klubtisch und die Anrichte. Und das alles kostet einschließlich Warmwasser und Heizung 30 DM Miete. Wer möchte da nicht wohnen?
Die kleinen Dachgeschoßwohnungen sind nicht nur recht wohnlich, sondern auch billig. Ihre Baukosten liegen weit unter denen anderer Ein-Zimmer-Wohnungen. Der Ausbau einer Dachwohnung einschließlich der Einbauschränke mit Edelholzfurnieren kostet 8600 DM.
Quelle: Neues Deutschland vom 7. Februar 1959. Mit freundlicher Genehmigung der Neues Deutschland Druckerei und Verlag in Deutschland. Abgedruckt in Christoph Klessmann und Georg Wagner, Das gespaltene Land. Leben in Deutschland 1945–1990. Texte und Dokumente zur Sozialgeschichte. München: C.H. Beck, 1993, S. 518.