Quelle
/Ende 1946 war Washington klar geworden, dass der verspätete
Aufschwung Deutschlands die gesamte wirtschaftliche Zukunft Europas
gefährdete. Und für Außenminister Byrnes war klar, dass mit oder ohne
die Zustimmung Frankreichs und Russlands ein Anfang zur
Wiedervereinigung Deutschlands gemacht werden musste. Vertreter
Großbritanniens und der USA legten einen Vereinigungsplan für ihre
beiden Zonen vor, der von General Clay befürwortet wurde.
/Clay:
"Die Vereinigten Staaten geben jährlich 200 Millionen Dollar für
die Unterstützung der deutschen Wirtschaft aus. Großbritannien gibt
doppelt so viel aus. Wenn wir die beiden Zonen vereinigen und gemeinsam
eine Milliarde Dollar investieren, um die deutsche Wirtschaft wieder zum
Laufen zu bringen, kann das gesamte Gebiet innerhalb von drei Jahren
selbsttragend sein. Das mag wie eine Menge Geld erscheinen, aber ich
kann Ihnen versichern, dass es sich am Ende auszahlen wird."
/Die Briten und Amerikaner waren zuversichtlich, dass dieses
Abkommen Russland dazu bewegen könnte, seine ablehnende Haltung
gegenüber der Vereinigung zu ändern. Denn so notwendig die
landwirtschaftlichen Ressourcen der russischen Zone für die Briten und
Amerikaner waren, so begehrenswert waren für Russland die industriellen
Ressourcen des Ruhrgebiets. Von der Teilung dieser Ressourcen hängt
Russlands einzige Hoffnung ab, die riesigen jährlichen
Reparationszahlungen zu erhalten, die es gefordert hat.
/Dass die
Wiedervereinigung Deutschlands und die Wiederherstellung seiner
industriellen Kapazitäten sein Kriegspotenzial wiederherstellen kann,
ist den Alliierten bewusst. Aber zumindest Amerika ist entschlossen,
die Besatzung so lange fortzusetzen, bis die Deutschen schlüssige
Beweise für eine Erneuerung liefern, wenn nötig 40 Jahre lang.
Quelle: „March of Time“, Vol. 13 No. 6, 1948. National Archives and Records Administration. NAID: 23820