Kurzbeschreibung

Der Deutsche Bundestag lud den deutschen Schriftsteller und Orientalisten Navid Kermani ein, die Festrede zum 65-jährigen Bestehen des Grundgesetzes zu halten. In seiner kraftvollen, kritischen Rede würdigte Kermani, der als Sohn iranischer Einwanderer in Siegen geboren wurde, die im Grundgesetz verankerte Offenheit. Zugleich kritisierte er die 1993 erfolgte Reform des Artikels 16, der politisch Verfolgten ein Recht auf Asyl garantiert, die dieses Recht stark einschränkt. Kermani sagte:
„Ausgerechnet das Grundgesetz, in dem Deutschland seine Offenheit auf ewig festgeschrieben zu haben schien, sperrt heute diejenigen aus, die auf unsere Offenheit am dringlichsten angewiesen sind: die politisch Verfolgten. Ein wundervoll bündiger Satz ‑ „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ ‑ geriet 1993 zu einer monströsen Verordnung aus 275 Wörtern, die wüst aufeinandergestapelt und fest ineinander verschachtelt wurden, nur um eines zu verbergen: dass Deutschland das Asyl als Grundrecht praktisch abgeschafft hat“.

Navid Kermani hält die Festrede zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes (23. Mai 2014)

Quelle

Quelle: Feierstunde zum 65. Jahrestag des Inkrafttretens des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland, Festredner Navid Kermani, 23.05.2014. Foto: Imago/Christian Thiel

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