Kurzbeschreibung
Im Zusammenhang mit dem „Wettlauf um Afrika“ und der Entwicklung
einer neuen Konsumkultur, die auf einprägsamen Bildern basierte, welche
dem weißen europäischen Publikum schmeichelten, wurden stereotype Bilder
von Afrikanern in Büchern und Spielzeugen, die sich an junge Deutsche
richteten, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts immer alltäglicher.
Solche Bilder dienten der Erziehung in zweierlei Hinsicht. Sie dienten
zum einen dazu, bestimmte Fähigkeiten zu vermitteln (Lesen, Rechnen,
soziale Rollen), zum anderen aber auch dazu, den Deutschen ihre
angeborene Überlegenheit gegenüber den nicht-weißen Bewohnern der Welt
zu verdeutlichen. Dieses Beispiel ist die früheste bekannte deutsche
Adaption eines amerikanischen Minstrel-Songs aus dem Jahr 1868 mit dem
Titel „Ten Little Injuns“, in dem die zehn Charaktere sich selbst auf
Null reduzieren, indem sie sterben oder auf andere grausame Weise
verschwinden. Das Lied wurde bald als „Ten Little Negroes“ adaptiert und
wurde in dieser Form ein fester Bestandteil von Minstrel-Aufführungen in
den USA und Großbritannien. 1885 schrieben der deutsche Autor F. H.
Benary und der Illustrator C. W. Allers den Reim um, um aus den jüngsten
kolonialen Erwerbungen Deutschlands Kapital zu schlagen, und
veröffentlichten ihn in ihrem Kinderbuch
Aus Kamerun.