Quelle
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. KG 2014/7.1
Porzellan als Haushaltsware verband oftmals den praktischen Nutzen, Mahlzeiten auf Geschirr einzunehmen, mit dem Wunsch, Status und Geschmack zur Schau zu stellen. Manchmal jedoch dienten Porzellangegenstände als Sammlerstücke rein dekorativen Zwecken. Eine Vorliebe für Andenken aus Porzellan, die Touristenattraktionen und Sehenswürdigkeiten größerer Städte oder kleinere Kurorte darstellten, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer wahren Teilbranche herangewachsen. Diese Objekte waren für Reisende gedacht, die Beweise für ihre Ausflüge und ihren Besuch heimbringen wollten, sprachen aber auch den bürgerlichen Stolz und Patriotismus von Einheimischen an. Die hier abgebildete Prunktasse ist etwas größer und stärker vergoldet als übliche Gebrauchstassen. Zudem steht sie auf Löwenpfoten und ist von daher ein eher unpraktischer Alltagsgegenstand und wohl hauptsächlich für Ausstellungszwecke bestimmt gewesen. Das detaillierte Bild stellt das neue Nationaldenkmal für die Befreiungskriege im Berliner Viertel Kreuzberg (1817–1821) mitsamt einer Panaroma-Stadtansicht Berlins dar. Neben bürgerlichem Stolz und Interesse liegt hier das Augenmerk auf dem beeindruckenden gusseisernen Turm im neugotischen Stil, den der Architekt Karl Friedrich Schinkel zum Gedenken des Sieges der preußischen und verbündeten Streitkräfte über das napoleonische Frankreich entworfen hatte. Somit appellierte das Motiv auch an patriotische Erinnerungen an die jüngsten Kriege und den sich daraus erschließenden Markt für entsprechende Konsumgüter. Ein gemischtes Publikum aus Männern und Frauen, Militär und Zivilbevölkerung bewundert das Denkmal oder hat es zumindest zum Ausflugsziel ihrer Reiseroute erklärt.
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. KG 2014/7.1
© Deutsches Historisches Museum, Berlin