Dieses frühe Foto westafrikanischer Frauen, die Baumwolle spinnen, stammt aus der Sammlung der Evangelischen Missionsgesellschaft in Basel. Der Fotograf, Christian Hornberger (1831–1881) wurde in Württemberg geboren und absolvierte eine Ausbildung am evangelischen Seminar der Basler Mission, bevor er in den Dienst der Norddeutschen Mission Bremen trat und den Großteil seiner Karriere im kolonialen Britisch-Westafrika (heutiges Ghana) verbrachte. Hornberger war im damals noch neuen Medium Fotografie ausgebildet worden und erhielt 1863 von der Missionsgesellschaft eine Kamera zugeschickt mit dem Auftrag, die Mission in Keta und die Missionsarbeit in Afrika zu fotografieren. Das hier gezeigte Bild von Frauen bei der Spinnerei gehörte zu einer Serie an Fotografien, die etwas später, zwischen 1865 und 1868, aufgenommen wurden. Gegen Ende der 1860er-Jahre wurde eine Auswahl ähnlicher Porträts indigenen Lebens von der Gesellschaft zum Verkauf angeboten. Inwieweit das Foto dazu gedacht war, Klischees von Fremdheit und Primitivität zu verstärken oder vielmehr eine Vertrautheit des betrachtenden Publikums mit den dargestellten Personen zu schaffen, die für die Zeit  typische „Frauenarbeit“ leisteten, darüber kann nur spekuliert werden. Fotos dieser Art dienten mehreren Zwecken: Zum einen wurde damit das Leben der lokalen Bevölkerung für ethnografische Studien dokumentiert. Zum anderen wurden sie zur Propaganda und mit kommerziellem Ziel als Illustrationen in Büchern und Zeitschriften der Missionsgesellschaft und/oder marktwirksam in der Öffentlichkeit eingesetzt.