Kurzbeschreibung

Musik spielte in der frühneuzeitlichen Gesellschaft und religiösen Praxis auch im deutschsprachigen Raum eine zentrale Rolle. Während Lieder schon lange im Mittelpunkt der christlichen Religionsausübung standen, verstärkte die Reformationszeit die Rolle der Musik bei der Verbreitung und Prägung des Protestantismus sowie bei der Stärkung der Glaubensgemeinschaft und ihrer religiösen Rituale. In der frühen Neuzeit gab es zudem bedeutende musikalische Innovationen sowohl in der religiösen als auch in der weltlichen Musik, insbesondere in Bezug auf Instrumentierung und Komposition. Neben Gottesdiensten und religiösen Zeremonien bereicherten Musiker Hochzeiten, kommunale Feiern und andere gesellschaftliche Veranstaltungen. In einigen städtischen Gebieten waren Musiker als städtische Angestellte tätig, die zum Ruf der Stadt beitrugen, und Gilden für Musiker stellten Standards und Richtlinien für ihre Mitglieder auf.
Die hier zu hörende Musik wurde von Johann Christoph Demantius (1567-1643) komponiert. Demantius erhielt seine Ausbildung an der Universität Wittenberg, wurde später Kantor am Freiberger Dom und spielte eine bedeutende Rolle beim Übergang von der Renaissance- zur Barockmusik. Die Blockflöte spielte in der Musik dieser Zeit eine besondere Rolle. Während sie im Mittelalter hauptsächlich in Ensembles eingesetzt wurde, entwickelte sich die Blockflöte im 17. Jahrhundert zu einem wichtigen Soloinstrument.

Dieses Stück, „Zwei Canons à 2“, wurde von Gerald Leatherman übertragen und auf von ihm selbst gebauten Instrumenten gespielt: Die Bohrung und andere akustisch kritische Merkmale wurden nach Messungen historischer Instrumente des Blockflötenbauers Bob Marvin und nach Modellen aus dem Kunsthistorischen Museum Wien (8537) und dem Conservatoire in Paris (E1935) hergestellt. Sie bestehen aus mit Leinöl behandeltem Ahornholz.

Johann Christoph Demantius, „2 Canons à 2“ (17. Jhdt.)

Quelle

Quelle: Johann Christoph Demantius, „2 Canons à 2“, 17. Jhdt. Blockflöte: Gerald Leatherman. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Interpreten.

Gerald Leatherman

Tanya Kevorkian, “Town Musicians in German Baroque Society and Culture.” German History 30 (3): 350–71. .

Iain Fenlon and Richard Wistreich, eds. The Cambridge History of Sixteenth-Century Music. Cambridge, UK: Cambridge University Press 2019.

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Bob Marvin, “Recorders and English Flutes in European Collections.” The Galpin Society Journal 25 (1972): 30–57. https://doi.org/10.2307/841336.

Johann Christoph Demantius, „2 Canons à 2“ (17. Jhdt.), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/von-den-reformationen-bis-zum-dreissigjaehrigen-krieg-1500-1648/ghdi:audio-5048> [28.03.2025].