Quelle
A. Der erste Schmalkaldische Bundesvertrag, 27. Februar 1531
Von gots gnaden wir, Johans, des hailigen romischen reichs ertzmarschalh und curfurst, und Johans Fridrich, vater und son, hertzogen zu Sachssen, landgraven yn Doringen und marggraven zu Meissen, Philips, Ot, Ernst und Frantz, gebrüder und vettern, alle hertzogen zu Braunschieg und Lüneburg, Philips, landgrave zu Hessen, grave zu Catzenelnbogen, zu Dietz, Zigenhayn und Nyda, Wolfgang, furst zu Anhalt, grave zu Aschkanien, her zu Bernburg, Gebhart und Albrecht, gebrüder, graven und hern zu Mansfelt, und burgrmaister, ratman, innungsmaister, rete und gemaynhait der nachbenanten oberlendischen, sachsischen und sehe stette, als: Strasburg, Ulm, Constancz, Reutlingen, Memmingen, Lyndaw, Bibrach, Eisny, Lubeck, Magdeburg und Brehmen bekennen hiran und tun kunt allermengichem:
Nachdeme sich die leuft dieser zeit hyn und wieder gleich sorglich, geschwinde und vorabe dergestalt erczaigen, zutragen und anschicken, als ob man begerte, diejenigen, so has hehl, clar, rayn und unvormackelet wort Gottes yn iren furstentumen, steten, landen und gebieten durch gnad und vorleihung des Almechtigen predigen und vorkündigen lassen, dordurch allerlay misbrauch abgestelt und vorendert, mit gewalt und der tat von solchem yren cristlichen fürhaben zu dringen, und aber yhe ayner yden cristlichen oberkait schuldig ambt ist, nit allain yren undertanen das hailig wort Gots vorkundigen zu lassen, sonder auch mit allem vleis, ernst und vormögen dorfur zu sein, das sie von dem wort Gots nit gezwungen oder abfellig gemacht werden, so wil unser hochste notturft und schuldig ambt der oeberkait erfordern, ob sich itzo oder kunftiglich zutragen oder begeben wurde, das imants uns oder unser undertane mit gewalt oder der tat von dem wort Gots und eerkanter warhait zu dringen (welchs dan der guetig, barmhertzig Got gnediglich vorhueten, und wir uns auch zu nymants vorsehen wollen) und also widerumb zu den abgetanen und vorenderten misbreuchen zu nötigen understunde, solchs alles möglichs vleis zu vorhueten, domit dan solchere gewalt abgewendet und das vo[r]terben baider, leib und sele, unser und unser undertanen, vorhütet werden möge, so haben wir Got dem Almechtigen zu lobe, zu mehrem gedeien und aufwachsen götlicher freien lehren, zu erweckung und förderung ayns cristliche, einhelligen wesens und fridens im hailigen Romischen Reich deutzscher Nation und aller erbarkait, dorzu gemaynen unsern furstentumen, steten und landschaften zu gutem, wolfart, nutz, und frommen, allain zu gegenwehr und rettungsweise, die aynem yden nicht allayn von menschlichen, sonder auch von geschrieben rechten zugelassen und vergönt ist, mit und gegeainander ains cristlichen und freuntlichen vorstands vorainigt, entschlossen, denselben auch auf- und angenommen und tun das gegenwertig yn und mit craft dieses brives in massen, form und gestalt wie hernach volgt:
Nemlich das wir zu allen tailen yhe ainer den andern getreulich und von hertzen maynen, halten und vor schaden warnen sollen undt wollen,auch kayner des andern veinde und widerwetigen offenlich oder haymlich mit wissen durchschlaiffen, furschieben oder enthalten; und demnach dieser vorstandt allain gegenwehrs- und rettungsweise undt gar nit dorumb angesehen, das imant under uns ainichen krigk anfahen solle, ob sich dan begebe, das ainicher tail under uns, wer auch der were, umb das wort Tots, evangelischer lehr und unsers hailigen glaubens oder umb sachen willen, die aus dem wort Gots, evangelischer lere und dem hailigen glauben volgen und demselben anhengig, oder so ayn ander sach gegen aynem aus uns zu aynem schein furgewant wurde, das aber wir und die andern, die solcher zeit nit angegriffen, ermessen möchten, das es vornemlich umb dieses gots worts willen beschee oder vorgewaltigt und uberczogen wolt werden oder fefedet und ubertzogen wurde nd derselbig auf uns andere schleunigs, entlichs rechten leiden möcht, das dan wir alle die andern, yn diesem cristlichen vorststandt begriffen und ayn yder vor sich selbst, sobaldt wir das von dem vorgewaltigten oder sonst durch glaubliche erfarung verstendigt, berich und innen wurde, die sach uns kayner andern gestalt sollen anligen lassen, das als ob unser yder selbs angriffen, bevhedet, ubertzogen und also sein selbst aigen sache were, dorauf auch an allen gefarlichen vorzug ayn yder seinem hoechsten vormögen nach unerwart der andern den befedeten oder vorgeweltigten helfen, retten und entschutten, luft und platz machen, wie dan yderzeit nach gelegenhait des handels durch uns, die uberigen, am füglichsten und fruchtbarlichsten vor gut und dinstlich angesehen und unser yden cristliche liebe und treu, auch sein aigene gewissen und selbst wolfart dohin weisen wirdt, und also denn handel aynander getreulich helfen furen, sich auch kayn tail an der andern wissen und willen yn ayniche richtung, vortrag oder anstand lassen oder begeben.
Es soll auch dieser unser cristenlicher vorstand kaiserlicher Maiestat, unserm allgenedigsten herrn, oder kaynem stand des hailigen Römischen Reichs oder sonst ymants zuwieder, sondern allayn zu erhaltung cristenlicher warhait und fridens ym hailigen Reich und deutzscher Nation und zu entschutting unbillichs gewalts für uns und unser undertann und vorwanten allayn yn gegenwehr und rettungsweise furgenommen, da unser yder, wie ober berurt, recht geben und nemen mag.
So auch ymants weiter yn diesen unsern cristlichen vorstandt zu kommen begerte und vormals nicht dorinnen begriffen, der das hailig evangelion angenommen, der sol mit unser aller wissen und willen doryn auf- und angenommen werden.
Und soll dieser cristlicher vorstand auf heut dato anfaen und sechs jar, die nagsten nochainander volgent, weren und von uns allen sembtlich und ydem in sonderhait getreulich, aufrichtig, redlich und an alles gevärde volczogen und gehalten werden.
Und obs sach were, das man mit imants also von wegen des gotlichen worts und ursachen, doraus flissend, zu krieg kommen und der vor ausgang vormelter sechs jare gantz nicht zu end bracht wurde, so soll doch nichtsdesterweniger der von allen tailen, unangesehen, das die bestimbten jare gantz vorlaufen und dieser cristlicher vorstandt sein end genommen, getreulich beharret und zu ende volfurt werden, kay tail sich dovon auzihen oder absondern.
Und mag als dan dieser cristlicher vorstand, so es den parteien gefellig, woll lenger erstreckt werden.
Sollichs alls ynd ydes gereden und vorsprechen wir vorgenante curfurst, fursten, graven und rete der stete bey unsern ehren, wirden, waren worten und guten treuen an aides stat vor uns und unser erben oddere nachkommen etc. In und mit craft dieses gegenwertigen brives war, steht, vest und unvorbruchlich zu halten, dem gentzlich nachzukommen und zu geleben, dorwider nicht au tun noch schaffen getann werden in kayn weis noch weg, alles erbarlich, getreulich und ungeverlich.
Und des allenthalben zu mehrem urkund, sicherhait und becreftigung, so haben wir, obbemelte curfurst, fursten, graven und stete, unser insigel, als wir hertzog Johans curfurst vor uns und unsern son, hertzog Johans Friderichen zu Sachssen, und hertzog Ernst vor uns und unser baide brüder, hertzog Otten und hertzog Frantzen von Luneburg, an diesen brief wissentlich tun henken und geben monntags nach dem sontag Invocavit nach Crist, unsers lieben herrn, geburt tausentfunfhundert und yn dem eynunddreissigisten jarrn.
B. Die erste Schmalkaldische Bundesverfassung, 23. Dezember 1535
Verfassung zur eilenden rettung und gegenwehr
[…]
Nachdem und als wir uß beweglichen, cristenlichen und guten ursachen, zuvorderst aber got, dem allmechtigen, zu lob und schuldigen eern, zu furderung und uffnemung seins hailligen worts und euangelions, auch damit wir bey dem hailigen reich als gehorsame glider deselben beleiben, auch unser undertanen, die uns von Got cristenlich zu regiern und vorzusthen bevolhen sein, bey dem, das guttlich, cristlich, erbar und billich, auch zu hail irer seelen furderlich ist, gehanthapt und vor unbillicher, unrechtlicher vergwaltigung und beschedigung uf gottes gnaden furhuet werden mugen, uns in dem namen gottes aines cristenlichen und freuntlichen verstands verainiget und entschlossen, inhalt und vermug der ainigungsverschreibung, so wir mitainander derhalben uffgericht und volnzogen, dieweil wir aber zu cristenlicher und billicher rettung unser und der unsern verner bedacht, bewogen, auch fur hochnotig und gut angesehen und ermessen, das wir in dißen sor[g]veltigen, gschwinden und schweren leuften ainer verfassung zur rettung und gegenwar, welliche solange zeit und bestandt haben soll, als wir uns des cristenlich verstentnus verainigt und vertragen, wie dann sollichs in der aynungsverschreibung clar zu vermergken und zu befinden ist, auch delgleichen zu ainer hulf und nachtruck sovil moglich und got, der allmechtig, gnade verleichen will, geschickt und verfaßt machen mochten, demnach haben wir uns mitainander etlicher artikel ainmuetigklichen vertragen, verbunden und verpflicht und tun das in namen des allmechtigen hiemit wissentlich in kraft diser verschreibung fur uns, aller unser erben und nachkomen, als hernachvolgt.
[1.] Anfengklichen und zum ersten soll dise verfassung kainer andern gestalt, ursach oder maynung, dann allain zu gegenwar und rottungsweiß und zu entschitung unbillichs gewalts unser, auch unser undertanen und verwanten, im fall, do wir von wegen der cristenlichen, billichen und rechtmessigen sachen, davon unser cristenlich verstentnus meldung tut, von jemandts wollten uberzogen, vergwaltigt ader sonst in ander weg, doch umb vorgemelter sachen willen beschwert werden, gemaint und zu versteen seyn.
[2.] Zum andern, wo jemands von den stenden, diser aynigung verwant, uberzugs oder vergwaltigung gewertig oder sonst in ander weg umb sachen willen, daruf dise verstentnus stehet, beschwert wurden, derhalben er vermainte, der andern aynigungsverwanten ratt oder hulf noturftig zu sein, mag er sollichs jederzeit dem regierenden hauptman desselben halben jars furbringen und anzaigen, wo dann die sachen oder beschwerde also gestallt, das der regierendt hauptman sampt dem beschwerten standt verhofft, die durch schriften, schickgung oder andere dergleichen weg abzuwenden sein, soll er siillichs fur sich selbst ader mit rate und zutun des andern hauptmans uff gemainer stend costen und in dero namen zu tun gutt macht haben, wo aber die sachen dermassen geschickt, das ainer gemainen zusamenkunft der stende von Mitten, soll solliche zusamenkunft durch den hauptmani des halben jars uff ainen gelegnen blatz und malstatt allen stenden mit vermeldung der sachen ageschriben und vorkunt werden, die auch also durch sich selbst oder ire volimechtigen zo erscheinen sullen, wann und so oft auch die aynigungsverwanten zusamenkomen oder -schicken und sich der sachen halb, daruf diß vorstentnus stehet, underreden wöllen, so soll aller aynigungsverwanten oder irer geschickten bedenken gehort werden, nachdem gott dem letztern oft etwas eingipt, das er dem ersten verburgt, und sich allwegen also understehen, in der versamblung ainer ainhelligen maynung freuntlich und gutlich zu vergleichen.
Ob es sich aber begeb, das man sich also in der versamblung ainhelligklich nit vergleichen mocht, alsdann soll solliche vergleichung durch nachbemelte stymmen gemacht werden, aber gleichwull sullen, als hernach gesetzt wurdet, nicht met, dann neun stymmen sein, die in den vorfallenden sachen entlich sullen zu beschliessen haben, auch die gemelte stymmen ußgetailt werden, wie hernach volgt, namblich: Sachssen zwo, Branschweig und Lunenburg und Mansfeldt aine und Hessen zwo und dann die erbern frey reichs- und hannstett vier stymmen.
Damit aber in den stymmen such mit den fragen in angezaigter unser der aynigung verwanter versamblung ordnung gehalten werd, so soll Sachssen, dieweil uns auch sonst die umbfrag im reich zustat, oder unsere rate umbzufragen haben.
Und so aller stendt der aynung oder irer geschickten bedenken gehort, sullen darnach dieselben stendt oder ire geschickten, so den neun stymmen vorwant, ain jeder tail mit dennen, so zur stym gehorig, zusamengehn und was durch die neun stymmen beschlossen und fur das best erwogen wyrdet, darbey soll es beleiben. Ob sich aber die neun stymmen ainer ainhelligen maynung nicht vergleichen mochten, so soll doch der meters tail under innen zu beschliessen macht haben.
Wan auch die gegenwar und hulf also von gemainen stenden oder durch das merertail der neun stymmen beschlossen, soll alsdann wie und wollicher massen, auch an wtillichen orten die furgenomen soll werden, alles bey erkanntnus des hauptmanns und kriegsrat, wie hernachvolget, steen und beleiben.
Fielen aber die sachen dermassen and so eillendt fur, das der hauptman die aynungsverwante stendt nicht alle beschreiben konnt, so soll er vermog artikel den andern hauptman sampt den geordneten kriegsraten zu sich ervordern und, wie hernach gemelt wurt, beschliessen und zu handeln macht haben.
[3.] Und zum dritten, so soll die hulf, damit die alien aynigungsvorwanten trostlich und nutzlich, uff zwaytausent zu roß und zehentausent zu fuß bestellt sein, darumb, so haben auch wit aynigungsverwante zu erhaltung selichs kriegsvolcks nachvolgende summa gelts erlegt, die aber, so es noch nicht erlegt, sullen es nachmalls zum furderlichsten erlegen an die ort wie volgt: namblich wir, der churfurst, fursten und graven anlag gen Torgau und Cassel und wir, die oberlendischen stett, zu Ulm und wir, die siichssischen und seestett, zu Brounschwig, alles bey burgermaister und ratt dasselbst hinderlegen und Alen hauptleut und kriegsrat von angezaigten stetten versicherung nemen, damit dieselben Men mit sollicher hinderlegten summa gewarten und die uff it samptlich oder des merern tails ervordern uff gepurlich quitung folgen lassen.
Und damit in diser cristenlichen und eerlichen verstentnus ain jder wissen mög, was er in diser anlag und hulf hinderlege und, so es die noturft ervordert, erzaigen sölle, so sollen wir, churfurst zu Sachssen, die hertzogen zu Bronschweig und Lunenburg, landgraf Philips zu Hessen etc. Furst Wolfganng von Anhallt und die baide graven von Mennsfeldt sibentzig tausent guldin, deßgleichen alle oberlendischen, sächsischen und see stett auch sibentzig tausent guldin in mintz, als ainundzwainzig meissnisch groschen, sechsunzwainzigk weispfenning, funfzehen batzen fur ain gulden gerech[n]et erlegen, nemblich zwenundfunfzigtausent guldin auf zwaytausent raisiger sampt den ubersölden zwen monat, achtundachtzigtausent guldin uff zehentausent knecht sampt den übersölden auch zwen monat, alles ungeverlich uberschlagen. Daruf dan wir, die gemelten stendt, sölliche summa under uns abgeredt und was ainem jeden niderzulegen gepurt, lauts der abschidt verainiget.
Und ob sich begeb, das solliche ietzige anlag und hulf angegriffen und zu vorsteender nott gepraucht wurden, alsdann soll ain jeder churfurst, so furst, graff, statt und standt, diser aynung verwant, in ach[t] tagen, den nechsten, nachdem solliche anlag angegriffen wurdet, sein gepurende antail des dritten monats an die ort, wie vorgemelt, erlegen, gewißlich, und doch also, ob es die noturft ervordern wurde, mit dem vierten und funften monat nachvolgen.
Ob auch die sachen des kriegs baldt im anfang ader innerhalb der funf monaten sich so beschwerlich zutruegen, das solliche hulf der grossen beschwerung zu begegnen zu schwach sein oder uber die funf monat weren wurd und die verordnete hauptleut und kriegsrat fur gut ansehen, das die gemaine stendt, der aynigung verwant, uff gelegne stett sollten beschriben, zusamenkomen zu berattschlagen und zu beschliessen, wie man die angeschlagene und. berurte hulf sterken oder erlengern und dermassen verfassen mocht, damit dem widertail und gegengewalt stattlich begegnet und die vorige huff nit vorgebenlich und mit schimpf, schaden und verlust von den dingen nicht abzustehen und dardurch von gottlicher warhait nicht abgedrungen werden, so sullen die regierendt hauptleut und kriegsratt die churfurst, fursten, graven und stett auch stend, diser aynung verwant, an ainen gelegnen platz uff ainen benannten tag zum furderlichsten und zu jederzeit, warm sie des not bedunkt, zusamenvordern, do auch ain jeder standt personnlich oder durch de seinen mit volkomen und gnugsamen gewalt erscheinen und dieselben vorsteenden not und sachen getreulich bedenken und berattschlagen helfen söllen und was alsdann durch die gemainen stende nach aines gehörten vermögens und gelegenait mit ains jeden wissen, willen und vollwort fur gut, nutzlich und nodtwendig bedacht und beschlossen wurdet, darinnen sollen und woln wir uns, als die getreuen mitverwanten, mit vermögen leibs und guts unverweißlich halen und erzaigen und dem, so also beschlossen wurdet, unwegerlich und furderlich nachkomen.
Und ob jemands mer fon fursten, grafen, hern und stetten oder andern in dise aynung komen wurden, den soll auch zu diser hulf gepurlich ufflag beschehen und, so es gotts will were, das man sollichs gelts biß zu außgang dyser aynung nicht bedörftig, alsdann soll ainem jeden churfursten, fursten und standt zu außgang derselben sein erlegte summa wider zugestellt werden.
Und damit dise aynung dester bestendiger beleiben mög, so haben wir uns entschlossen, das wir von der gantzen versamblung neuen kriegsrätt verordnen söllen, wi hernach gemelt:
Namblich wir, der churfurst, zwen, wir, die fursten von Braunschwig undLenunburg obgenannt, furst Wolfgang von Anhallt und baide grafen zu Mansfeldt, ainen und wir, landgraf Philips zu Hessen, zwen, auch wir, die oberlendischen stett, zwen und wir, die sachssischen und see sett, auch zwein, doch beschaidenlich und also, wo sir, hertzog Hanns Friderich, churfurst, die hauptmanschaft unsers halben jars in verwaltung haben werden söllen wir, der churfurst, dieselb zet uber nicht mer dann ainen kriegsratt verordnen, in gleichnus söllen wir, landgraf Philips, in zeit unser hauptmanschaft auch it mer dann ainen kriegsratt von den unsern gebrauchen und sollen sölliche kriegsrätt von jedem standt, der sie verordnet, den zwaien hauptleuten, davon hernach meldung geschicht, nambhaftig angezaigt und uffervordern des regierenden hauptmans dieselbig, so sy uß eehaften ursachen nicht verhindert, jederzeit zuschicken. Aber im fall söllicher verhinderung söllen andere, zu söllichen sachen geschickt und tauglich, verordnet werden; wölliche acht kriegsrätt zu jederzeit der noturft durch den regiernden hauptman bey den senden, so sy verordnet haben, uff ainen namhaftigen blatz nach der sachen gelegenhait ervordert werden, do sie auch zu erscheinen bey irn pflichten schuldig sein söllen und von allen sachen noturftigklich zu handeln und zu rattschlagen, auch zuvor des hauptmans bedenken fleißig und getreulich zu hören und so man sich also in gemain mit dem hauptman verleichen kan, soll dasselbig geschehen.
Ob es aber furfallen wurde, das sie sich dermassen in gemain oder durch das merer nicht vergleichen, soll alsdann der zufall bey dem hauptman steen, darbey es auch entlich beleiben soll. Und was also durch den mererntail als den hauptman und kriegsrätt oder aber, so sie gleiche stymmen hetten, durch den zufall des hauptmans beschlossen wurdet, das soll der hauptman treulich außrichten an allen verzugk und verhinderung und fur sich selbst ußerhalb der kriegsrätt beschlus auch anderer maynung, dann wie vorgemelt ist, nichtzit furzunemen noch zu tun haben.
Es söllen auch die neun kriegsrätt der gemainen versamblung g[e]loben und schwören, derselben treu und holdt, gehorsam und gewertig sein, ir bestes zu werben, schaden zu warnen und von den sachen, darzu sie vordnet sein, nach irem höchsten verstandt und gewißne zu rattschlagen, zu schliessen und im fall der notruft zy stymmen, on alle geverde, in massen innen deßhalben ain sondere form aines aids begriffen und furgehalten ist, wölliche von wort zu worten hernachvolgen: Forma juramenti [Beeidigung der Kriegsräte] […]
So aber derselben hauptman ainer nach dem willen gotes, welliches dere allmechtig mit gnadeen wede, töttlich oder sonst abgan wurde, söllen wir, der ander hauptman von studen an in monatsfrist die stend, dennen die symm bevolhen sein, beschreiben, die irn uff ainen nambhaftigen blatz und tag mit gnugsamen gewalt zu schicken, daneben ide neun kriegsrät auch dohin vordern, ainen andrn tuglichen hauptman bey im pflichten zu erwölen, massen, wie der erste abgangne verordnet geween ist, ane geverdt und verzugk, […] und also von dem hauptman fleißig und trelichen mit den kriegsräten geraten und gehandelt werden, ob sie sich aber also sollichs hauptmans in gemainem rattschlag nicht vergleichen möchten, solen sie den durch die stymmen zu machen haben. Und sollen alsdann die stymmen nicht den kriegsren, sonder den andern doneben gesanten bevolhen sei, dieselbe gesanten räte söllen auch von stund an macht haben, sich mit dem hauptman seiner bestallung zu vergleichen und den in pflicht in massen, wie der, so abgangen, gestanden, zu nemen.
Ob aber der kriegsrätt ainer oder mer mit todt abgieng, oder sunst uß eehafter verhinderung sollichs seins bevolhnen ampts nicht ußwarten könnt, so sol derjhen, so ine verordnet, unverzuglich uff ervordern des verordeneten hauptmans ainen andern, zu disen dingen verstendig, vertraut und tuchlich, widerumb ordnen, damit dem hauptman daran kain mangel erchein, der alsdann im, dem hauptman, ehe er zu ratt gepraucht wurdet, die pflicht, in massen die andern getan, auch tun soll.
Demnach, so haben wir zu unsern hauptleuten gewölet, geordnet und vermöcht unser libe vätter, ohem, schwager und bruder, gnedigst und gnedig herrn, hertzog Hanns Friderichen zu Sachssen, churfursten, und lantgraf Philipsen zu Hessen etc. […]
Quelle: Ekkehart Fabian, Hrsg., Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner Verfassung 1524/29–1531/35, 2. Aufl., Tübingen: Osiander, 1962, S. 347–53, 357–76.