Kurzbeschreibung
Der Entwurf der Planungsgruppe Stieldorf für das neue
Bundeskanzleramt verzichtete bewusst auf besondere Repräsentation und
sollte demonstrativ zurückhaltend wirken. Dieses Understatement
kennzeichnete den Stil öffentlicher Bauten in der Hauptstadt Bonn, blieb
aber nicht unwidersprochen: Der Architekturtheoretiker Heinrich Klotz
kritisierte die Fixierung auf Zweckrationalismus bei öffentlichen Bauten
als „Rechnungshofarchitektur“. Wegen seiner Verkleidung aus
dunkelbraunem, fast schwarzem Aluminium war das Gebäude kaum von einer
Geschäftszentrale zu unterscheiden, Klotz bezeichnete das Kanzleramt
sogar als „Tripelkatafalk“. Auf dem Bild ist das 1976 fertiggestellte
Kanzleramt mit der Skulptur Large Two
Forms des britischen Bildhauers Henry Moore zu sehen. Die 1979
aufgestellte Skulptur wurde ausgewählt, nachdem Kanzler Willy Brandt
Pläne für eine Weltkugel-Skulptur abgelehnt hatte. Brandt hatte
befürchtet, eine solche Skulptur könne als Zeichen wiedererwachter
internationaler Ambitionen Deutschlands missverstanden werden. [Vgl.
Michael Z. Wise, Capital Dilemma:
Germany’s Search for a New Architecture of Democracy. Princeton,
1998, S. 31-32 und Abb.].