Kurzbeschreibung

One Day in Berlin [Ein Tag in Berlin] zeigt den Besuch von Präsident John F. Kennedy in West-Berlin am 26. Juni 1963. Während seines Besuchs hielt der Präsident seine berühmte Rede vor dem West-Berliner Rathaus Schöneberg, in der er den Satz „Ich bin ein Berliner“ sagte. Der symbolträchtige Besuch des Präsidenten, der den fünfzehnten Jahrestag des Beginns der Berliner Luftbrücke im Jahr 1948 markierte, sicherte den Bewohnern und Bewohnerinnen der Stadt die Unterstützung der USA in der Verteidigung der Freiheit der Stadt gegen das kommunistische Regime im Osten zu. Nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Tegel fuhr der Präsident in einer offenen Wagenkolonne durch die Stadt. Der vom TV-Netz der US-Air Force produzierte Film zeigt die Straßen der Stadt, die von jubelnden Berlinern aller Altersgruppen gesäumt waren. Nach dem Besuch der Berliner Mauer am Brandenburger Tor und am Checkpoint Charlie erreichte die Autokolonne das Rathaus Schöneberg. Dort hatte sich eine riesige Menschenmenge (Schätzungen reichen von einer halben bis zu einer Millionen Menschen), seit dem frühen Morgen versammelt und erwartete den Präsidenten. Der Film zeigt nicht nur, wie Präsident Kennedy seine berühmte Rede hält, sondern vermittelt auch einen lebendigen Eindruck von der Begeisterung der Berlinerinnen und Berliner, die sich vor dem Rathaus versammelt hatten. Der Film zeigt auch Bilder von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Willy Brandt, dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, sowie von General Lucius D. Clay und anderen Würdenträgern. Der Film endet mit der Autokolonne des Präsidenten, die durch Berlin zurück zum Flughafen Tegel fährt, vorbei an jubelnden Berlinerinnen und Berlinern, die sich auf den Straßen der Stadt aufgereiht hatten. Der Film ist ein Auszug aus einer längeren Version, die von der John F. Kennedy Presidential Library and Museum zur Verfügung gestellt wird.

One Day in Berlin [Ein Tag in Berlin] (1963)

Quelle

Übersetzung der Transkription

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[00:00:38] Es war ein großer Tag in der Geschichte Berlins. Der 26. Juni 1963. Er hat sich nicht nur in die Chronik der Stadt, sondern auch in die Herzen der Berlinerinnen und Berliner eingeschrieben. Es war ein Tag, der von den Menschen in der geteilten Stadt nie vergessen werden wird. Es war ein Tag der Hoffnung. Es war ein Tag der Beruhigung. Es war der Tag, an dem Präsident John Fitzgerald Kennedy die Stadt besuchte; denn hier war ein Mann mit Mut und Integrität, ein Mann, der keine einfachen Lösungen für das Problem versprach, aber er war ein Mann, der den Glauben an eine bessere Welt in der Zukunft rechtfertigte.

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[00:06:40] So begann die Autokolonne durch die Straßen Berlins. Die gesamte Strecke war gesäumt von Menschen, die stundenlang gewartet hatten, um den Präsidenten zu sehen, den Mann, der sich der Verteidigung von Frieden und Freiheit verschrieben hatte. Nie zuvor waren die Berliner so zahlreich erschienen. Noch nie war ein Empfang so mitreißend und herzlich. So brachten die Berliner ihre jahrelange Dankbarkeit zum Ausdruck.

[00:07:25] Wo immer der Präsident hinkam, wurde er mit grenzenloser Begeisterung empfangen. Eineinhalb Millionen Menschen drängten sich auf den Straßen West-Berlins. Eineinhalb Millionen Berliner. Fröhlich, dankbar, hoffnungsvoll.

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[00:13:35] Noch bevor er ankam, platzte der Platz vor dem Rathaus aus allen Nähten und die Straßen, die dorthin führten, waren voller Menschen. Die Menschen drängten sich durch, um an dem historischen Ereignis teilzunehmen. Dieser Platz, der Schauplatz so vieler beeindruckender und kraftvoller Begegnungen ist, hat noch nie eine so große Menschenansammlung erlebt. Kurz vor 13 Uhr traf dann Präsident Kennedy ein. Sein Erscheinen vor der versammelten Menge löste tosenden Beifall aus. 18 Jahre lang hatten die Berliner darauf gewartet, der Leitfigur der westlichen Welt Danke zu sagen.

Dies war der Tag. [00:15:00]

[00:15:20] Ich bin stolz, heute in Ihre Stadt zu kommen als Gast Ihres hervorragenden Regierenden Bürgermeisters, der in allen Teilen der Welt als Symbol für den Kampf und den Widerstandsgeist gilt. Ich bin stolz, auf dieser Reise die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit ihrem hervorragenden Herrn Bundeskanzler besucht zu haben, der während so langer Jahre die Politik bestimmt hat nach den Richtlinien der Demokratie, der Freiheit und des Fortschritts. Ich bin stolz darauf, heute in Ihre Stadt in der Gesellschaft eines amerikanischen Mitbürgers gekommen zu sein, General Clay, der hier tätig war in der Zeit der schwersten Krise, durch die diese Stadt gegangen ist, und der wieder nach Berlin kommen wird, wenn es notwendig werden sollte.

Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz, den ein Mensch sagen konnte, der: Ich bin ein Bürger Roms! Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: „Ich bin ein Berliner!“

Wenn es in der Welt Menschen geben sollte, die nicht wissen, worum es heute in der Auseinandersetzung zwischen der freien Welt und dem Kommunismus geht, dann können wir ihnen nur sagen, sie sollen nach Berlin kommen. Es gibt Leute, die sagen, dem Kommunismus gehöre die Zukunft. Sie sollen nach Berlin kommen! Und es gibt wieder andere in Europa und in anderen Teilen der Welt, die behaupten, man könne mit den Kommunisten zusammenarbeiten. Auch sie sollen nach Berlin kommen! Und es gibt auch einige wenige, die sagen, es treffe zwar zu, daß der Kommunismus ein böses und ein schlechtes System sei; aber er gestatte es ihnen, wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Aber laßt auch sie nach Berlin kommen!

[00:19:00] Ein Leben in der Freiheit ist nicht leicht, und die Demokratie ist nicht vollkommen. Aber wir hatten es nie nötig, eine Mauer aufzubauen, um unsere Leute bei uns zu halten und sie daran zu hindern, woanders hinzugehen.

Ich möchte Ihnen im Namen der Bevölkerung der Vereinigten Staaten, die viele Tausende Kilometer von Ihnen entfernt auf der anderen Seite des Atlantik lebt, sagen, daß meine amerikanischen Mitbürger sehr stolz darauf sind, mit Ihnen zusammen selbst aus der Entfernung die Geschichte der letzten 18 Jahre teilen zu können. Denn ich weiß nicht, daß jemals eine Stadt 18 Jahre lang belagert wurde und dennoch lebt mit ungebrochener Vitalität, mit unerschütterlicher Hoffnung, mit der gleichen Stärke und mit der gleichen Entschlossenheit wie heute West-Berlin.

Die Mauer ist die abscheulichste und die stärkste Demonstration für das Versagen des kommunistischen Systems. Die ganze Welt sieht dieses Eingeständnis des Versagens. Wir sind darüber keineswegs glücklich, denn, wie Ihr Regierender Bürgermeister gesagt hat, die Mauer schlägt nicht nur der Geschichte ins Gesicht, sie schlägt der Menschlichkeit ins Gesicht. Durch die Mauer werden Familien getrennt, der Mann von der Frau, der Bruder von der Schwester, Menschen werden mit Gewalt auseinander gehalten, die zusammen leben wollen.

Was von Berlin gilt, gilt von Deutschland: Ein echter Friede in Europa kann nicht gewährleistet werden, solange jedem vierten Deutschen das Grundrecht einer freien Wahl vorenthalten wird. In 18 Jahren des Friedens und der erprobten Verläßlichkeit hat diese Generation der Deutschen sich das Recht verdient, frei zu sein, einschließlich des Rechtes, die Familien und die Nationen in dauerhaftem Frieden wieder vereint zu sehen im guten Willen gegen jedermann.

Sie leben auf einer verteidigten Insel der Freiheit. Aber Ihr Leben ist mit dem des Festlandes verbunden, und deswegen fordere ich Sie zum Schluß auf, den Blick über die Gefahren des Heute hinweg auf die Hoffnung des Morgen zu richten, über die Freiheit dieser Stadt Berlin, über die Freiheit Ihres Landes hinweg auf den Vormarsch der Freiheit überall in der Welt, über die Mauer hinweg, auf den Tag des Friedens in Gerechtigkeit. Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind alle nicht frei. Aber wenn der Tag gekommen sein wird, an dem alle die Freiheit haben und Ihre Stadt und Ihr Land wieder vereint sind, wenn Europa geeint ist und Bestandteil eines friedvollen und zu höchsten Hoffnungen berechtigten Erdteils, dann können Sie mit Befriedigung von sich sagen, daß die Berliner und diese Stadt Berlin 20 Jahre lang die Front gehalten haben.

Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf sagen zu können: Ich bin ein Berliner!

Der Beifall schien endlos zu sein. Es war Berlins stolzeste Stunde, die größte aller Versammlungen, die vor dem Rathaus stattfand, wurde feierlich mit dem Eintrag von Präsident Kennedy in das Goldene Buch Berlins abgeschlossen. Die Zeremonie fand in einer Stille statt, die nur durch das Läuten der Freiheitsglocke im Turm oben unterbrochen wurde. Die Aufmerksamkeit eines dankbaren Volkes war auf einen Mann gerichtet, der ihre Hoffnungen, ihre guten Wünsche und ihr Vertrauen in sich trug. Nach einem Treffen mit Mitgliedern der Stadtverwaltung und anderen öffentlichen Würdenträgern nahm der Präsident an einem ihm zu Ehren veranstalteten Abendessen im Rathaus teil. Um 15.23 Uhr setzte die Autokolonne ihre Fahrt fort. Wieder waren die Straßen mit Tausenden von Konfetti werfenden Menschen gesäumt. Sie versuchten, einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der die Vereinigten Staaten repräsentierte. [ . . . ]

[00:28:09] Auf der Rückfahrt zum Flughafen Tegel erlebte man die gleiche Begeisterung. Die Berliner drängten sich entlang der Autobahn, um den Präsidenten zu verabschieden. Es war ein Moment, der in Erinnerung bleiben wird. Es war ein Moment, an den man sich noch heute lebhaft erinnert. Es war an der Zeit, sich zu verabschieden, nicht nur von den Würdenträgern und Menschen, sondern auch von Deutschland. Wie es begann, so endete es. Dr. Adenauer und Willy Brandt waren auf dem Flughafen, um im Namen des deutschen Volkes „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Bevor er das Flugzeug bestieg, dankte Präsident Kennedy jedem Mitglied seiner Polizeieskorte herzlich für die geleistete Arbeit. Es war ein bewegender Moment in der Geschichte Berlins. Er ist bis heute in Erinnerung geblieben und wird auch in Zukunft in Erinnerung bleiben. Die Motoren des Flugzeugs dröhnten in der Nachmittagssonne. Um genau 17.45 Uhr hob die Air Force One ab, nahm Präsident Kennedy mit und hinterließ angenehme Erinnerungen, Erinnerungen, die einem durch eine Mauer geteilten Volk Trost und Hoffnung gaben. Wie der Präsident sagte, ist Berlin mehr als ein Schaufenster der Freiheit, ein Symbol und eine Schneise der Freiheit in einem kommunistischen Meer. Berlin ist die große Bewährungsprobe für den Mut und den Willen des Westens, ein Brennpunkt, an dem unsere feierliche Verpflichtung und der sowjetische Ehrgeiz jetzt in einer Konfrontation aufeinandertreffen. So war es in der geteilten Stadt am 26. Juni 1963, von 9.30 Uhr bis 17.45 Uhr. Es war ein Tag, der Berlin gehörte.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: GHDI und Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (siehe „Rede von US-Präsident John F. Kennedy vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin am 26. Juni 1963“, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Hrsg. Bulletin der Bundesregierung 1963, Nr. 110.)

Quelle: One Day in Berlin [Ein Tag in Berlin]. Film über den Besuch von Präsident John F. Kennedy in Berlin. 1963. Produziert von Sgt. Bill Bailey, Special Events Department of AFTV (United States Armed Forces Radio and Television Service). Digital identifier: USG-02-B-1. John F. Kennedy Presidential Library and Museum. Online verfügbar unter: https://www.jfklibrary.org/asset-viewer/archives/USG/USG-02-B-1/USG-02-B-1

John F. Kennedy Presidential Library and Museum