Kurzbeschreibung
Diese Karte zeigt die drei Teilungen Polens in den Jahren 1772, 1793
und 1795 durch Russland, Preußen und Österreich. Die erste Teilung
basierte auf einem am 5. August 1772 von Russland, Preußen und
Österreich unterzeichneten Vertrag, der am 30. September 1773 vom
polnischen Sejm ratifiziert wurde. Das Abkommen beraubte die
Polnisch-Litauische Union um etwa ein Drittel ihrer Bevölkerung und fast
ein Drittel ihrer Fläche. Hintergrund der Teilung war eine Verschiebung
des Machtgleichgewichts in Europa nach den russischen Siegen im
Russisch-Türkischen Krieg (1768-1774), welche die Interessen des
Habsburger Reiches in der Region bedrohten. Friedrich II., König von
Preußen, der maßgeblich am Zustandekommen der ersten Teilung beteiligt
war, wollte Österreich daran hindern, in den Krieg gegen Russland
einzutreten, und gleichzeitig ein Gegengewicht zu Russlands wachsender
Macht in Mitteleuropa schaffen. Nach der ersten Teilung blieb Polen,
wenn auch geschwächt, als Staat bestehen.
Bei der ersten Teilung erhielt Russland das größte geografische
Gebiet Polens im Nordosten. Das Habsburger Reich erhielt den
südöstlichen Teil der ehemaligen Polnisch-Litauischen Union,
einschließlich des Gebiets, das als Galizien bezeichnet wurde. Preußen
erhielt die wirtschaftlich wertvolle und strategisch wichtige Provinz
Königliches Preußen mit Ausnahme der freien Städte Danzig und Thorn
sowie den nördlichen Teil der historischen Region Großpolen. Die Zips,
die seit 1769 vom Habsburger Reich besetzt war, wurde 1772 formell von
den Habsburgern annektiert.
Die zweite Teilung Polens im Jahr 1793 folgte auf eine Periode
politischer und rechtlicher Reformen, die in der Verabschiedung einer
liberalen Verfassung im Jahr 1791 gipfelten. Sowohl Russland als auch
Preußen betrachteten die Reformbewegung als eine Bedrohung. Sie
entsandten Truppen nach Polen, um die konservative Opposition gegen die
Bewegung zu unterstützen, welche die Verfassungsreformen rückgängig
machen wollte (Targowica-Bund), und handelten die zweite Teilung aus, um
die nationalistische Reformbewegung zu unterdrücken. Mit der Teilung
wurde der größte Teil des litauischen Weißrusslands und der Westukraine
an Russland abgetreten. Preußen vereinnahmte die Städte Danzig und Thorn
sowie das als Großpolen bekannte Gebiet.
Als Reaktion auf die zweite Teilung (März-November 1794) formierte
sich ein Volksaufstand unter der Führung des polnischen Offiziers
Tadeusz Kościuszko, eines Veteranen der Kontinentalarmee während des
Revolutionskriegs in Nordamerika. Sie wurde als Polnische Revolution von
1794 bekannt. Russland und Preußen griffen ein, schlugen den Aufstand
nieder und schlossen am 24. Oktober 1795 ein Abkommen mit Österreich,
das die Reste Polens unter sich aufteilte. Nach der dritten Teilung
hörte der unabhängige Staat Polen auf zu existieren, bis er nach dem
Ende des Ersten Weltkriegs wiedergegründet wurde (obwohl das auf dem
Wiener Kongress 1815 gebildete „Kongresspolen“ als halbautonomes
Staatswesen existierte).