Kurzbeschreibung
Johann Wolfgang von Goethe arbeitete während eines Großteils seines
schriftstellerischen Lebens an seinem berühmtesten Drama, dem
Faust. Die früheste Fassung des
Faust, den „Urfaust“, schrieb er in
den 1770er Jahren. Die ersten Fragmente des
Faust wurden in den 1790er Jahren
veröffentlicht, die erste vollständige Fassung erschien 1808, wurde aber
bis zu Goethes Tod im Jahr 1832 immer wieder von ihm überarbeitet. Die
„Widmung“, einer der beiden hier vorgestellten Audioausschnitte,
thematisiert den langen und unvorhersehbaren Schaffensprozess eines
Schriftstellers – und kann leicht als Reflexion über die Entstehung und
Entwicklung des Faust im Laufe der
Zeit interpretiert werden.
Dr. Faust, der berühmte Protagonist in
Goethes tragischem Stück, ist ein Gelehrter, der sehr erfolgreich ist,
aber von den Grenzen seines Lebens und seines Wissens frustriert ist.
Nach einem missglückten Selbstmordversuch schließt er einen Pakt mit dem
Teufel, vertreten durch Mephistopheles, und vereinbart, dass er für eine
begrenzte Zeit Zugang zu allen Vergnügungen und magischen Kenntnissen
der Welt erhält. Am Ende der vereinbarten Zeit wird der Teufel Fausts
Seele für sich beanspruchen und ihn auf ewig versklaven.
Diese
Hörbeispiele enthalten die „Widmung“ und den „Prolog – Für das Theater“,
die ersten beiden Abschnitte eines reflexiven Rahmens, der dem
eigentlichen Stück vorausgeht. Im Prolog stellt Goethe drei verschiedene
Perspektiven auf das Drama als Literaturform vor. Der Direktor, der das
Stück finanziert und inszeniert, spricht mit dem Theaterdichter und
einer „Lustigen Person“, welcher der Regisseur oder auch ein Zuschauer
sein könnte. Der Regisseur kümmert sich um die Inszenierung und die
erfolgreiche Rezeption des Stücks. Die „Lustige Person“ will dem
Publikum gefallen und erwartet, dass es sich amüsiert. Der Dichter
wiederum widmet sich dem Schaffen von Kunst und der Aufrechterhaltung
des künstlerischen Niveaus. Kritiker haben häufig die Modernität dieser
Überlegungen kommentiert – denn diese Perspektiven prägen auch heute
noch Theater- und sogar Filmproduktionen.