Kurzbeschreibung
Im Jahr 1658 folgte nach einem 15-monatigen Interregnum Leopold I.
(reg. 1658-1705), der zweite Sohn des habsburgischen Kaisers Ferdinand
III. (reg. 1637-57), seinem Vater als Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches auf den Thron. Im Inneren verfolgte der hochgebildete und den
Künsten zugeneigte Herrscher eine Politik, die auf der katholischen
Gegenreformation, Ausdehnung seiner Kernlande sowie Zentralisierung und
Straffung der Verwaltung basierte. Leopolds Außenpolitik konzentrierte
sich darauf, die Habsburger Macht im Reich nach dem verheerenden
Dreißigjährigen Krieg wieder zu stärken, die einfallenden Osmanen aus
Österreich und Ungarn zu vertreiben sowie einen langwierigen Kampf gegen
die expansionistischen Unternehmungen des französischen Königs Ludwig
XIV. (reg. 1661-1715) zu führen, der im Spanischen Erbfolgekrieg von
1701-1714 gipfelte.
Das Bild unten zeigt die Festlichkeiten anlässlich der Kaiserkrönung
in und um den Frankfurter Römer. Frankfurt war seit 1147 Schauplatz der
Krönungsbankette deutscher Könige gewesen. Seit 1562 wurden auch die
Krönungsbankette der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches dort
abgehalten. Die beiden Szenen in der oberen Hälfte dieses Stichs finden
im Römer statt, dem historischen Frankfurter Rathaus. Die Szene links
zeigt die Kaiserproklamation. Der Bildtext lautet, „Leopoldus König in
Hung: und Böhm., wird allhie zum Römischen König erklärt”. Die Szene
rechts zeigt die eigentliche Krönung. Der Bildtext lautet hier,
„Abbildung wie Ihro Kaijserliche Maij: gecrönt worden”. Die untere
Hälfte des Stichs zeigt den Römerplatz nach der Prozession und vor dem
begleitenden Festmahl (man beachte den großen Ochsen am Spieß in der
Räucherei im Vordergrund). Die Bildüberschrift lautet, „Römer Platz,
Allwo nach geschehener Krönungs Procession. Die He. Churfürsten Ihro Erb
Äempter verrichten”. Der Römer, ein Komplex aus drei gotischen Gebäuden
mit Stufengiebeln, ist im Hintergrund (Mitte) zu sehen.