Quelle
Quelle: Kostümparade in Weimar (Archivtitel), ca. 1912-1914. Bundesarchiv Filmarchiv; https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/video/8262/666927
Karneval hat nicht nur im Rheinland und in Süddeutschland, sondern auch in Thüringen eine lange Tradition. Diese Filmaufnahmen zeigen einen Karnevalsumzug in Weimar, der vermutlich zwischen 1912 und 1914 stattfand. Wer die Aufnahmen gemacht hat, ist nicht bekannt. Zu sehen sind Kostüme, die verschiedenen historischen Uniformen (viele davon aus dem 18. Jahrhundert) und anderen historischen Kleidungsstilen nachempfunden sind, sowie Kostüme von Bruderschaften und schlagenden Studentenverbindungen. Auch zahlreiche Clowns mit weißen Spitzhüten erscheinen in den Aufnahmen. Am Umzug nehmen zudem Menschen teil, die als Araber („aus dem Orient”), als Afrikaner (Somalier in weißen Gewändern sowie „wilde” Afrikaner), als Ceylonesen, Inder und ,,Indianer" (amerikanische Ureinwohner) verkleidet sind, fast alle mit dunkel geschminkten Gesichtern. Seit Mitte der 1880er Jahre spiegelten sich der Kolonialismus und die Begeisterung für das „Exotische”, die durch die deutschen Kolonialunternehmen geweckt und durch sogenannte Völkerschauen kommerziell gefördert wurden, auch in den Karnevalsfeiern wider. Das Interesse an „exotischen” Völkern fand in der Regel seinen Ausdruck in rassistischen Stereotypen, wie sie hier zu sehen sind. Ein weiterer Ausdruck des deutschen Kolonialismus zeigt sich in Kostümen, die den Uniformen deutscher Kolonialtruppen nachempfunden waren, sowie Schildern, auf denen die Teilnehmer des Umzugs als „Kolonialtruppen von Neu-Weimar, Afrika” bezeichnet wurden. Den afrikanischen und orientalischen Kostümen standen Darstellungen des Pegasus sowie Festwagen mit Elefanten, Drachen und neuen, modernen Wundern wie einem Flugzeug oder einem Auto mit Filmkamera aus Pappmaché gegenüber.
Quelle: Kostümparade in Weimar (Archivtitel), ca. 1912-1914. Bundesarchiv Filmarchiv; https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/video/8262/666927
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