Der amerikanische Kriegsfotograf und Kameramann Donald C. Thompson (1885–1947) wurde dafür bekannt, die Schrecken des Ersten Weltkriegs auf Film festgehalten zu haben. Als der Krieg ausbrach, wurde er zunächst von einer Zeitung in Montreal beauftragt, kanadische Truppen zu filmen. Er reiste entlang der West- und Ostfront, oft unter falschem Namen und unter Einsatz seines Lebens, und verkaufte seine Fotos und Filmaufnahmen an verschiedene britische und amerikanische Nachrichtenagenturen. 1916 wurde er von der französischen Armee als offizieller Kameramann engagiert. In dieser Funktion gelang es ihm, die Belagerung von Verdun und die Schlacht an der Somme zu filmen, wo er verwundet wurde. Die hier gezeigten Filmausschnitte sind nicht datiert, wurden aber höchstwahrscheinlich 1915 oder 1916 in Frankreich gedreht. Sie zeigen den Kampf in den Schützengräben, der zum Synonym für die Westfront wurde. Zu sehen sind zahlreiche deutsche Soldaten, die sich ergeben und in Gefangenenlager marschieren. Die Aufnahmen zeigen außerdem Artilleriefeuer, Angriffe „über den Grabenrand“ (französische Truppen verlassen die Schützengräben, um die feindlichen Linien anzugreifen), Verwundete, die zurück in die Schützengräben getragen werden, verwüstete Landschaften und einige grausame Bilder von den Leichen gefallener Soldaten. Sie stehen in starkem Kontrast zu den Bildern und Berichten über die vermeintlichen deutschen militärischen Erfolge, die damals in deutschen Wochenschauen gezeigt wurden. Thompson produzierte und vertrieb mehrere Dokumentarfilme, die er aus dem während des Krieges gedrehten Material zusammengeschnitten hatte. Einige der hier gezeigten Aufnahmen verwendete er erneut in einem Film mit dem Titel War As It Really Is, der 1916, noch vor dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten, in amerikanischen Kinos gezeigt wurde.