Quelle
[…]
Meine eigene Rechtfertigung, den Beweis, daß meine Behandlung der Afrikaner richtig ist, denke ich später zu liefern; ich werde dann ruhig abwarten, wem die zukünftige Entwicklung recht geben wird. Ich bin nicht nach Afrika gegangen, um die Eingeborenen glücklich zu machen. Dazu hatte ich keinerlei innere oder äußere Veranlassung – ebensowenig, wie ich gefunden habe, daß die Afrikaner ein besonderes Bedürfnis empfinden, nach Europa zu gehen, um uns glücklich zu machen. Sondern ich habe Kolonialpolitik getrieben, um meinen eignen Landsleuten und der Macht des Deutschen Reiches zu dienen. Aber ich habe stets gemeint, daß hiermit mittelbar auch den Interessen der Negerwelt genützt sei; und um so mehr, je entschiedener man sie in die neuen wirtschaftlichen Ordnungen hinüberleitet, wobei ja freilich Gewaltmaßregeln leider nicht immer vermieden werden können. Nach meiner Überzeugung kommt bei jeder Kolonialpolitik alles auf die wirtschaftlichen Vorteile an, die das kolonisierende Volk daraus gewinnt, und solche Vorteile sind nur zu verwerten, wenn die Ausschließung und Entwicklung der neuen Länder nach den Gesichtspunkten des gesunden Menschenverstandes vorgenommen wird. Mit Schultheorien und Utopien sind, soweit ich die Weltgeschichte kenne, noch niemals große Erfolge erzielt worden.
[…]
Freilich würde ich raten, wenn einer nicht besondere Interessen dort zu verfolgen hat, weder nach Rio de Janeiro noch nach Dar-es-Salam auszuwandern. In beiden Plätzen ist die Gefahr der Erkrankung am Fieber vorhanden, wenn auch Ostafrika vor dem mörderischen gelben Fieber bewahrt ist, wie es in Brasilien wütet. An der Küste Ostafrikas wie an der Brasiliens muß die europäische Rasse, selbst wenn sie dazu gelangen sollte, sich dort erblich festzusetzen, im Verlauf der Geschlechter entarten, wie es den Spaniern in Mittel- und Südamerika und den Portugiesen in Zentralafrika und Goa geschehen ist. […]
Quelle: Carl Peters, Gesammelte Schriften, Bd. 1, hrsg. Walter Frank. München und Berlin, 1943, S. 393–4.