Kurzbeschreibung

Der folgende Textauszug bietet einen Bericht über die vorübergehende Pause der Kampfhandlungen zwischen mehreren Kriegsparteien zu Weihnachten 1914 aus deutscher Sicht. Der Autor Carl Zuckmayer berichtete in seiner in den 1960er Jahren erschienenen Autobiografie über die kurzzeitige Verbrüderung deutscher und französischer Soldaten.

Carl Zuckmayer über den Waffenstillstand zu Weihnachten 1914 (Rückblick, 1966)

Quelle

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Um die Weihnachtszeit 1914 bereits wurde in den Gräben westlich von Roye, die dicht beieinander lagen, durch die Soldaten selbst die nächtliche Schießerei eingestellt, die auch an ruhigen Fronten üblich war – man warf statt Handgranaten Päckchen mit Wurst oder Schokolade über die Drahtverhaue. Bei einem hessischen Regiment kam eine deutsche Patrouille mit einer französischen ins Gespräch, man schüttelte sich die Hände und lud einander gegenseitig in die Unterstände ein. Die Deutschen brachten Bier oder Schnaps mit hinüber, die Franzosen Wein. Das geschah natürlich ohne Wissen der Offiziere – bis eines Nachts ein junger Leutnant auf einem Kontrollgang im Unterstand einer deutschen Korporalschaft ein paar heiter schmausende Franzosen fand, die abgeschnallt und ihre Gewehre in die Ecke gestellt hatten. Aus Sturheit oder Pflichtgefühl ließ er sie sofort festnehmen und als Gefangene abtransportieren, und damit war die kurze Fraternisierung beendet.

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Quelle: Carl Zuckmayer, Als wärs ein Stück von mir. Horen der Freundschaft. Frankfurt 1966, S. 195–6.

Carl Zuckmayer über den Waffenstillstand zu Weihnachten 1914 (Rückblick, 1966), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-wilhelminische-kaiserreich-und-der-erste-weltkrieg-1890-1918/ghdi:document-5487> [26.09.2025].