Kurzbeschreibung

Die hier abgebildete Statistik macht deutlich, wie stark sich die Haushalte von Arbeitern, Angestellten (darunter Lehrer) und Beamten in Bezug auf Einkommen und Konsumverhalten unterschieden. Besonders augenfällig ist die große Kluft zwischen Arbeiter- und Lehrerhaushalten, denn Letztere verdienten und konsumierten fast zwei Mal so viel.

Haushaltseinnahmen und Ausgaben (1909)

Quelle

I. Haushaltsrechnungen von Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenfamilien1: Einnahmen

Beruf des Haushaltungs-vorstandes

Zahl der Haus-haltungen

Durchschnittliches Einkommen in Mark

und (%)2 und zwar

Überhaupt

Arbeitsverdienst des Mannes

Nebenerwerb des Mannes

Einnahmen der Frau

Beitrag

der Kinder

Unter-vermietung

Sonstbare Einnahmen

Naturalein-nahmen

Alle Haushaltungen

852

2 192,08

1 805,35

(82,4)

51,10

(2,3)

60,26

(2,7)

36,79

(1,7)

44,07

(2,0)

174,93

(8,0)

19,58

(0,9)

darunter:

A. Arbeiter

522

1 835,38

1 507,92

(82,2)

41,05

(2,2)

79,24

(4,3)

44,49

(2,4)

52,98

(2,9)

102,19

(5,6)

7,51

(0,4)

I. Gewerbliche

436

1 865,96

1 536,46

(82,3)

43,05

(2,3)

73,94

(4,0)

42,88

(2,3)

55,96

(3,0)

105,69

(5,7)

7,98

(0,4)

a) gelernte

382

1 885,68

1 569,46

(83,2)

44,65

(2,4)

65,57

(3,5)

42,46

(2,2)

52,17

(2,8)

104,77

(5,6)

6,60

(0,3)

b) ungelernte

54

1 726,51

1 303,01

(75,5)

31,80

(1,8)

133,19

(7,7)

45,85

(2,7)

82,72

(4,8)

112,20

(6,5)

17,74

(1,0)

II. Handels- und

Verkehrs-Arbeiter

53

1 737,31

1 374,20

(79,1)

27,54

(1,6)

111,18

(6,4)

66,19

(3,8)

45,78

(2,6)

104,18

(6,0)

8,24

(0,5)

III. Arbeiter ohne

nähere Bezeichnung

33

1 588,81

1 345,65

(84,7)

36,32

(2,3)

97,93

(6,2)

30,93

(1,9)

25,31

(1,6)

52,67

(3,3)

-

-

B. Privatangestellte

36

2 441,69

2 012,11

(82,4)

32,30

(1,3)

79,69

(3,3)

33,08

(1,4)

25,67

(1,0)

248,63

(10,2)

10,21

(0,4)

C. Lehrer

79

3 294,32

2 753,05

(83,6)

180,30

(5,5)

7,03

(0,2)

-

-

5,69

(0,2)

281,37

(8,5)

66,88

(2,0)

D. Mittlere Beamte

139

2 861,72

2 376,71

(83,1)

27,20

(0,9)

10,19

(0,4)

13,99

(0,5)

34,64

(1,2)

369,11

(12,9)

29,88

(1,0)

E. Unterbeamte

67

2 084,31

1 693,96

(81,3)

41,11

(2,0)

24,71

(1,2)

69,77

(3,3)

44,59

(2,1)

171,64

(8,2)

38,58

(1,9)

II. Haushaltsrechnungen von Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenfamilien1: Ausgaben

Beruf des Haushaltungs-vorstandes

Zahl der Haus-haltungen

Durchschnittliche Ausgaben in Mark

und (%)2

Überhaupt

für Nahrung

Kleidung

Wohnung

Heizung und Beleuchtung

Sonstiges3

Alle Haushaltungen

852

2 234,02

1 017,52

(45,5)

282,44

(12,6)

401,27

(18,0)

90,83

(4,1)

441,96

(19,8)

darunter:

A. Arbeiter

522

1 835,06

955,06

(52,0)

204,67

(11,2)

312,52

(17,0)

77,99

(4,3)

284,82

(15,5)

I. Gewerbliche

436

1 861,56

961,30

(51,6)

206,37

(11,1)

316,41

(17,0)

77,87

(4,2)

299,61

(16,1)

a) gelernte

382

1 881,95

969,10

(51,5)

209,78

(11,2)

316,46

(16,8)

79,00

(4,2)

307,61

(16,3)

b) ungelernte

54

1 717,31

906,08

(52,8)

182,20

(10,6)

316,12

(18,4)

69,84

(4,1)

243,07

(14,1)

II. Handels- und

Verkehrs-Arbeiter

53

1 752,37

935,10

(53,4)

210,69

(12,0)

300,31

(17,2)

80,65

(4,6)

225,62

(12,8)

III. Arbeiter ohne

nähere Bezeichnung

33

1 617,71

904,58

(55,9)

172,52

(10,7)

280,64

(17,3)

75,38

(4,7)

184,59

(11,4)

B. Privatangestellte

36

2 405,06

983,31

(40,9)

306,44

(12,7)

449,94

(18,7)

83,34

(3,5)

582,03

(24,2)

C. Lehrer

79

3 426,76

1 189,30

(34,7)

506,43

(14,8)

719,18

(21,0)

127,17

(3,7)

884,68

(25,8)

D. Mittlere Beamte

139

3 052,03

1 156,50

(37,9)

434,26

(14,2)

549,21

(18,0)

120,01

(3,9)

792,05

(26,0)

E. Unterbeamte

67

2 116,35

1 036,97

(49,0)

293,15

(13,9)

384,24

(18,2)

89,45

(4,2)

312,54

(14,7)

1 Die Erhebung über Einnahmen und Ausgaben minderbemittelter Familien, die auf den jeweils ein Jahr lang nach Haushaltsbüchern einheitlichen Musters geführten Haushaltsrechnungen von 852 Familien mit insgesamt 3 952 Personen basiert, wurde in der Zeit vom 1. Februar 1907 bis Ende Januar 1908 vom Kaiserlichen Statistischen Amte in Berlin in Zusammenarbeit mit 26 städtischen statistischen Ämtern in größeren Städten des Deutschen Reiches durchgeführt. (Von den befragten 852 Familien lebten 701 in Großstädten, 81 in Mittelstädten und 70 in Städten unter 20 000 Einwohnern.) Die Untersuchungen beschränkten sich nicht auf Arbeiterhaushaltungen, sondern bezogen auch Angestellten- und Beamtenfamilien bis zu einer Einkommensobergrenze von ca. 3 000 M Jahreseinkommen des Haushaltungsvorstandes – Nebeneinnahmen nicht mitgerechnet – ein. Die Größe der befragten Familien war unterschiedlich: 421 Familien mit 2-4 Personen, 317 Familien mit 5 und 6 Personen, 114 Familien mit über 6 Personen.

2 Die Prozentangaben sind in den einzelnen Spalten jeweils in Klammern gesetzt.

3 Die Tabelle c) schlüsselt die Spalte „Sonstiges“ aus Tabelle b) weiter auf.

Quelle: 2. Sonderheft zum Reichsarbeitsblatt: Erhebung von Wirtschaftsrechnungen minderbemittelter Familien im Deutschen Reiche. Bearb. im Kaiserl. Statist. Amte, Abt. für Arbeiterstatistik. Berlin 1909, S. 44–45, 48; abgedruckt in: Gerd Hohorst, Jürgen Kocka und Gerhard Ritter, Hrsg. Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch: Materialien zur Statistik des Kaiserreichs 1870–1914. München: C.H. Beck, 1975, 2: S. 112–14.