Kurzbeschreibung
Die Mechanisierung im Industriezeitalter beschleunigte und
rationalisierte Herstellungsverfahren nicht nur, sondern schuf auch neue
Gefahren für die Arbeiter an den Maschinen. In Deutschland trugen sowohl
der Aufstieg der Sozialdemokratie, die Arbeiteranliegen vertrat, als
auch Bismarcks Einführung eines Sozialversicherungssystems, das u.a. die
1884 verabschiedete Unfallversicherung umfasste, dazu bei, das
öffentliche Bewusstsein für die Sicherheit am Arbeitsplatz zu schärfen.
Danach verzahnte sich das wohlbegründete Bestreben der Arbeiter nach
Vermeidung von Verletzungen mit den Belangen der Fabrikbesitzer, die ein
Interesse daran hatten, ihre qualifizierten Arbeitskräfte gesund zu
erhalten, und mit dem Wunsch der Behörden, eine Minimierung der
Sozialkosten infolge von Invalidität sicherzustellen. Diese in der
Leipziger Illustrirten Zeitung
veröffentlichte plastische Szene war eine Werbung für die
Deutsche Allgemeine Ausstellung für
Unfallverhütung in Berlin. Die verschiedenen Facetten der Szene
mussten für Fabrikbesitzer, Arbeiter und deren Familien nur allzu
vertraut gewesen sein – die Männer, die sich um ihren verletzten
Kollegen kümmerten; die aufgeregten Arbeiter, die in der Nähe stehen;
die Männer, welche die für den Unfall verantwortliche Maschine
inspizieren; und – am dramatischsten – die Frau des verletzten Mannes,
„welche soeben, begleitet von ihrem Kinde, dem arbeitenden Gatten das
Essen bringen wollte, und ihn da leblos und vielleicht für immer zum
Krüppel geworden am Boden liegen sieht.“ (Deutsches Historisches Museum,
Bismarck: Preußen, Deutschland und Europa. Berlin, 1990, S. 423.) Dieser
Stich wurde von dem Künstler Johann Bahr (1859-1929) angefertigt, einem
ehemaligen Maschinenbauer mit reichlich relevanter Arbeitserfahrung, auf
die er zurückgreifen konnte.