Kurzbeschreibung

Dies ist eine Seite aus einer Ausgabe des Kunstmagazins Das Plakat aus dem Jahr 1913, auf der Reproduktionen von zwei Werbeplakaten des aufstrebenden Münchner Plakatgestalters Ludwig Hohlwein zu sehen sind.

Das erste Plakat wurde für die Werkstatt eines jungen Ingenieurs namens Gustav Otto entworfen, der sich für Luftfahrt und Motorräder interessierte. Ottos Vater hatte den Viertakt-Verbrennungsmotor erfunden. 1910 baute Gustav seinen ersten Doppeldecker und verkaufte in den nächsten Jahren über 30 Flugzeuge. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gründete er ein Unternehmen, das Flugzeuge an das Militär lieferte, doch das Unternehmen (und Otto selbst) gerieten in finanzielle Schwierigkeiten. 1916 verkaufte er das Unternehmen schließlich an ein Konsortium, das es in „Bayerische Flugzeugwerke“ umbenannte, aus denen 1922 die „Bayerischen Motoren Werke“ wurden, heute besser bekannt als BMW. Hohlweins Entwurf aus dem Jahr 1912 zeigt eines von Ottos Flugzeugen, das über die berühmten Kuppeltürme der Frauenkirche in München fliegt, mit den Alpen im Hintergrund – eine eindrucksvolle Mischung aus Tradition und Moderne.

Das zweite Plakat wurde für den Bremer Schifffahrtsgiganten Norddeutscher Lloyd entworfen, der nach 1910 mit 66 Schiffen die zweitgrößte Reederei der Welt war. Der Norddeutsche Lloyd dominierte die Schifffahrt nach Deutschland und beförderte die meisten Passagiere auf der transatlantischen Route nach New York. Bei den meisten dieser Passagiere handelte es sich um europäische Auswanderer, die dritter Klasse in die Vereinigten Staaten reisten. Auf diesem Plakat wirbt der Norddeutsche Lloyd für seine „Mittelmeer-Routen“, indem es Kamele und einen orientalisierten und stereotypisch gezeichneten einheimischen Nordafrikaner darstellt.

Das Plakat wurde zu einer wichtigen Inspirations- und Orientierungsquelle für Nachwuchs-Grafikdesigner. In den 1920er Jahren avancierte Ludwig Hohlwein zum berühmtesten Grafikdesigner der Welt und erhielt sogar Aufträge aus den USA und Japan. In den 1930er Jahren entwarf er jedoch nicht nur Werbeplakate wie diese, sondern auch Propagandaplakate für die Nationalsozialisten.