Kurzbeschreibung

Die chemische Industrie in Deutschland war in den 1930er Jahren gut etabliert, da Unternehmen wie die IG Farben seit langem Arzneimittel, Farben, Düngemittel und andere chemische Produkte für den industriellen und privaten Gebrauch herstellten. Die Industrie wurde zu einem Schwerpunkt der nationalsozialistischen Kriegsproduktion, da die wirtschaftliche Autarkiepolitik der Regierung die Entwicklung synthetischer Alternativen für viele Güter erforderte. Bereits vor dem Krieg waren die Bemühungen der chemischen Industrie um die Herstellung von synthetischem Kautschuk, Ölen und Gas ein wesentliches Element in den Planungen der Regierung für einen vollständig mechanisierten Krieg. Die IG Farben besaß zudem 42,5 % der Firma Degesch, die das zur Ermordung der Juden verwendete Gas Zyklon-B herstellte. Chemikalien spielten auch eine direktere Rolle bei den Kriegsanstrengungen selbst. Den Soldaten stand eine kleine Auswahl synthetischer Drogen zur Verfügung, darunter Pervitin, ein niedrig dosiertes Methamphetamin, das ihnen half, mit den Bedingungen auf dem Schlachtfeld zurechtzukommen und wach zu bleiben. Der Gebrauch von Pervitin, das von der Firma Temmler hergestellt wurde, war unter den Soldaten weit verbreitet. Pervitin konnte Müdigkeit und Erschöpfung für bis zu 48 Stunden verhindern und vermittelte seinen Konsumenten ein vorübergehendes Gefühl von Euphorie und Zuversicht. Pervitin-Tabletten waren in einigen deutschen Apotheken auch für Zivilisten rezeptfrei erhältlich, allerdings war ihre Verbreitung nicht sehr groß. Das Bild zeigt die Produktion von Pervitin in den Temmler-Werken in Berlin.

Drogen für die Wehrmacht (ca. 1940)

Quelle

Quelle: Temmler Pharma GmbH & Co. KG, Marburg

Norman Ohler, Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich. Köln: Kiepenheuer und Witsch, 2015.

Drogen für die Wehrmacht (ca. 1940), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/ghdi:image-5232> [11.05.2024].