Kurzbeschreibung
Deutsche Ärzte und andere Forscher nutzten das Netz der
Konzentrationslager als große Laboratorien, in denen sie brutale,
schmerzhafte und häufig tödliche Experimente an den Häftlingen
durchführten. Die Art der Experimente variierte: von Experimenten, die
der Entwicklung von Waffen oder der Gewinnung von Erkenntnissen über die
Auswirkungen von Waffen oder Kampfbedingungen dienten, bis hin zu
Experimenten, welche die Behauptungen der Nationalsozialisten über die
Existenz einer Rassenhierarchie untermauern sollten, und Experimenten,
die keinem anderen Zweck dienten als sadistischer Folter. Die meisten
Experimente fanden in Sachsenhausen, Dachau, Ravensbrück, Buchenwald,
Auschwitz und Neuengamme unter der Leitung der Ärzte Karl Brandt
(1904-1948) und Josef Mengele (1911-1979) statt, wobei letzterer vor
allem für seine Experimente an Zwillingen in Auschwitz berüchtigt ist.
Zwanzig der verantwortlichen Ärzte wurden nach dem Krieg im Nürnberger
Ärzteprozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.
Dieses Bild zeigt einen bewusstlosen Häftling des
Konzentrationslagers Dachau, der einer Höhensimulation unterzogen wurde,
um die Grenzen der menschlichen Ausdauer und Überlebensfähigkeit mit und
ohne Sauerstoff zu testen. Das Experiment fand im Auftrag der Luftwaffe
statt und sollte die Bedingungen simulieren, denen ein deutscher Pilot
ausgesetzt wäre, wenn sein Flugzeug in großer Höhe zerstört würde. Das
Opfer wurde in einer luftdichten Unterdruckkammer eingeschlossen und
dann extremen und schnellen Druckschwankungen ausgesetzt. Viele kamen
dabei ums Leben. Das Foto wurde von Sigmund Rascher aufgenommen, einem
SS-Arzt, der im KZ Dachau besonders gefährliche und meist tödliche
Experimente durchführte. Laut einer Verfügung Heinrich Himmlers, der die
Experimente genehmigt hatte, sollten zum Tod verurteilte Gefangene aus
Dachau, welche die Experimente überlebten, begnadigt werden.
Ausdrücklich davon ausgenommen waren jedoch Polen und Russen. Laut
Bildbeschriftung handelt es sich bei der hier gezeigten Versuchsperson
um einen sowjetischen KZ-Häftling.
Rascher und seine Frau wurden
wegen mehrerer anderer Verbrechen verurteilt und kurz vor Kriegsende von
der SS hingerichtet, so dass Rascher für die von ihm begangenen
Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht belangt werden konnte.