Quelle
Zu beschreiben, was jetzt in diesem Vernehmungszimmer innerhalb von viereinhalb Stunden, von abends 5 bis 9:30 Uhr, geschah, ist fast unmöglich. Alle nur denkbaren grausamen Erpressungsmethoden wurden hier gegen mich angewandt, um unter allen Umständen Geständnisse und Angaben über Genossen, die verhaftet worden waren, und über politische Handlungen zu erzwingen. Zuerst begann es mit der freundschaftlichen Biedermannsmethode, da ich einzelne von diesen Burschen schon von der politischen Severing-Polizei her kannte, mit gutem Zureden, usw., um im Spiel dieser Unterhaltungen über diese oder jene Genossen und sonstige interessierende Dinge etwas zu erfahren. Damit hatten sie keinen Erfolg. Darauf erfolgten brutale Angriffsmethoden gegen mich, in deren Verlauf mir vier Zähne aus den Kiefern herausgeschlagen wurden. Sie erzielten keine Erfolge. Als dritter Akt wurde die Hypnose gegen mich zur Anwendung gebracht, die aber völlig wirkungslos blieb.
[…] Jedoch der Schlußakt wurde zum eigentlichen Höhepunkt dieses Dramas, Aufforderung an mich, sofort die Hose auszuziehen, gleich darauf packten mich zwei Mann im Nacken und legten mich über einen Schemel. Ein uniformierter Gestapomann, mit einer Nilpferdpeitsche in der Hand, schlug dann in gewissen Zeitabständen auf mein Gesäß ein. Von den Schmerzen getrieben, schrie ich aus Leibeskräften mehrmals ganz laut auf!
Dann wurde mir der Mund vorübergehend zugehalten, und es gab Hiebe ins Gesicht und Peitschenschläge über Brust und Rücken. Hingestürzt, wälzte ich mich am Boden, mit dem Gesicht immer nach unten und gab auf gestellte Fragen überhaupt keine Antwort mehr. Bekam einzelne Fußtritte hier und da, verdeckte immer mein Gesicht, war aber bereits so schlapp sowie von heftigen Herzbeklemmungen befallen, daß mir Hören und Sehen verging. Dazu kam der brennende Durst.
Quelle: Institut für Marxismus und Leninismus beim Zentralkomitee der SED, Zentrales Parteiarchiv, NL 3/18; abgedruckt in Günter Hortzschansky et al., Hrsg., Ernst Thälmann. Eine Biographie. Berlin: Dietz Verlag, 1979, S. 674–75.